Polizist als mutmaĂźlicher Erpresser verhaftet

Ein Polizeibeamter in Hannover steht im Verdacht, unter dem Absender "NgK e.V." eine unbekannte Zahl von Erpresserbriefen verschickt zu haben, in denen die Empfänger mit Ermittlungen wegen eines angeblichen Besuchs von Pädophilen-Webseiten bedroht wurden.

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Von
  • Axel Kossel

Am Samstag ist ein 35-jähriger Polizeibeamter der Polizeidirektion Hannover unter dem Verdacht festgenommen worden, in der vergangenen Woche einen Erpresserbrief an eine unbekannte Anzahl von Personen verschickt zu haben. Dies gab die Polizeidirektion heute bekannt. Zwei der Erpresserschreiben liegen heise online vor. Die Empfänger werden darin beschuldigt, sie hätten sich durch "Aktivitäten in Pädophilen-Seiten" strafbar gemacht. Beide Schreiben führen als Beweis die ungültige IP-Adresse "192.234.214.676" und "ein Java-Script ihres Computers" an.

Den Empfängern wurde angeboten, gegen Zahlung von 50 Euro alle Spuren vom Server zu löschen, was größtmögliche Anonymität garantiere. Dies sei möglich, da der Betroffene nur ein "einmal Benutzer/Besucher" sei, der sich verpflichten müsse, in Zukunft keine Seiten mit pädophilem Inhalt mehr zu besuchen. Das Geld solle in bar in einem verschlossenen Umschlag innerhalb von fünf Werktagen an den "Netz gegen Kinderporno e.V." mit Sitz in Hannover geschickt werden. Andernfalls werde der Beschuldigte nach vier bis sechs Wochen ein Schreiben der Verfolgungsbehörden erhalten, in dem er sich zu dem Vorgang äußern könne. Danach werde die Staatsanwaltschaft dann entscheiden, ob gegen ihn Klage erhoben werde. Den Verein gibt es in Hannover nicht, das Logo im Briefkopf stammt von der Webseite der Initiative "Netz gegen Kinderporno", an der unter anderem heise online beteiligt ist.

Noch vor Bekanntwerden der Festnahme hatten Mitarbeiter von heise online den angeblichen Vereinssitz aufgesucht. Es handelt sich um ein Gebäude, das von diversen kleinen Firmen genutzt wird. Außen am Gebäude sind Briefkästen unterschiedlicher Form angebracht. Vermutlich hatte der Täter einfach einen weiteren Briefkasten mit dem angeblichen Vereinsnamen dort angeschraubt. Vorgefunden wurden nur ungenutzte Dübel in der Wand; der Briefkasten war offenbar schon am Samstag von der Polizei sichergestellt worden.

Bereits Mitte vergangener Woche hatte die Polizeidirektion Hannover einen Hinweis von Kollegen in Reutlingen erhalten, bei denen sich einer der Empfänger gemeldet hatte. Die Beamten in Hannover stießen bei ihren Ermittlungen auf elf weitere Schreiben. Der 35-Jährige geriet bald in Verdacht und wurde am frühen Samstagnachmittag festgenommen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurde Beweismaterial sichergestellt, dessen Auswertung noch andauert. Gegen den Beamten wird jetzt wegen des Verdachts der versuchten Erpressung ermittelt. (ad)