Polnisches KI-Programm fĂĽrs Radio nach nur einer Woche eingestellt

Off Radio Krakau sendet keine von KIs erfundenen Beiträge und Moderationen mehr. Das Ziel sei erreicht, meint der Sender. Ex-Beschäftigte sehen das anders.

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 KI-Persona "Kuba"

Die KI-Persona "Kuba" ist bei Off Radio Krakau nicht mehr auf Sendung. Auch sein Bild stammt aus einem Bildgenerator.

(Bild: Off Radio Krakau)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Ernst

Statt drei Monaten dauerte das Experiment nur eine Woche: Seit der vorvergangenen Woche sendet der Nischensender Off Radio Krakau nur noch Musik. Zuvor waren fĂĽr eine Woche aus KIs stammende Personas auf Sendung, samt Sprach-KI fĂĽr Moderationen und auch fiktiven Interviews mit einer verstorbenen BerĂĽhmtheit.

Der Chefredakteur Marcin Pulit meint in einer Stellungnahme, das Ziel des Versuchs sei erreicht: Man habe eine Debatte über KI im Radio, öffentlich-rechtlichen Medien und auch allgemein im Journalismus angestoßen. Von den teils heftigen Reaktionen zeigt er sich überrascht. Gleichzeitig fordert Pulit eine gesetzliche Regulierung von KI-Inhalten – davon war bei der Ankündigung des Experiments noch nicht die Rede.

Wie vor dem Statement von Deutschlandfunk Kultur berichtet wurde, gab es schon zu Beginn des KI-Programms Proteste auf mehreren Ebenen. Eine Petition von ehemaligen Beschäftigten des Senders wurde von 20.000 Menschen unterstützt. Angestoßen hatte sie der Journalist Mateusz Demski, der zuvor für Off Radio als Musikmoderator gearbeitet hatte. Genau sein Job sei durch die KI-Personas ersetzt worden. Schon zu Beginn des Experiments hatte der Sender gesagt, für die Moderatoren seien lediglich Zeitverträge nicht verlängert worden. Für die These von Sparmaßnahmen durch KI-Moderation spricht, dass Off Radio seit dem Ende des Versuchs nur noch Musik ohne Moderation oder Wortbeiträge sendet.

Nicht nur die Form, auch die Inhalte des KI-Programms waren umstritten. Das gilt besonders für ein erfundenes Interview mit der polnischen Literatur-Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska. Sie war 2012 verstorben. Zum einen äußerte sich die KI über Ereignisse, welche die Schriftstellerin nie erlebt haben konnte.

Zum anderen, sagte der Autor Remigiusz Grzela dem Deutschlandfunk, gebe das fiktive Gespräch "die intellektuelle Größe, Ironie, Mehrdeutigkeit" von Szymborska nicht wieder. Ein Problem, das auch schon mit anderen KI-Fälschungen von Personen aufgetreten war: Tonfall, Formulierungen und andere Merkmale geben die Modelle gut wieder, oft aber nicht aber die Feinheiten wie die Ironie eines Menschen.

(nie)