Popkomm: Neue Modelle für Musik im Internet

Die Bertelsmann-Tochter Digital World Services stellte neue Konzepte vor, mit der Geschäftsmodelle wie ein "Bezahl-Napsters" verwirklicht werden sollen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Zwischen all den farbenfrohen Messeständen, die nicht selten den Lebensstil der 70er Jahre wieder aufleben lassen, wirkt der schlichte, geschäftsmäßige Auftritt der Firma Digital World Services fast etwas unpassend. Zudem präsentiert die 100-prozentige Bertelsmann-Tochter etwas, womit die meisten Anwender eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit zur Nutzung und Weitergabe von Daten verbinden: neue Techniken des Digital Rights Management (DRM).

Aktuelles Produkt des Unternehmens ist DWS Subscription, dass es beispielsweise ermöglicht, Usern im Rahmen eines Abonnements Musikdateien nach einer vorgegebenen und (hoffentlich) regelmäßig aktualisierten Playlist – beispielsweise die Top 50 der aktuellen Charts – zum Download zur Verfügung zu stellen. Tools wie der DWS Content Manager sorgen dann nach individuell vom Anbieter festlegbaren Regeln dafür, dass der Zugriff des Verbrauchers auf bestimmte Inhalte und die Dauer der Nutzbarkeit der Daten reglementiert werden.

Das System kann auch die Basis für das Bezahl-Napster mit Peer-To-Peer-Funktionen darstellen: Alle Dateien kommen dann verschlüsselt beim Anwender an, selbst wenn sie von einem anderen User als MP3-Files in das System "eingespeist" wurden. Wie lange der Kunde die Dateien öffnen kann und ob er – brauchbare – Kopien auf andere Medien ziehen darf, würde dann Napster bestimmen. MP3-Files sollen die Dateien aber keinesfalls wieder werden.

Dirk Heche, Senior Project Manager des Digital World Services, sieht darin jedoch keine Einschränkung der Rechte des Nutzers, sondern erstmalig eine Möglichkeit, attraktive und innovative Preis- und Packagingmodelle zu realisieren, wie er im Gespräch mit heise online betonte. Für Heche steht außer Frage, dass nicht jeder Kunde jede Musikdatei ewig besitzen möchte und sich für einen geringen Preis auch für eine nur kurze Nutzungsdauer begeistern kann. Schließlich sei es ja auch schon heute normal, dass man sich für einige Mark Videofilme aus der Videothek ausleihe und diese am nächsten Tag wieder zurückbringe.

Mit dem DWS Rights Locker hat das Unternehmen zudem eine Web-basierte Rechte-Datenbank geschaffen. Diese können Anbieter nutzen, um ihren Kunden eine Art "Schließfach" zur Verfügung zu stellen, in dem sie die Nutzungsrechte ihrer digitalen Musikstücke verwahren. Diese Datenbank könne dann auch als Backup-System für erworbene digitale Musikstücke gelten, die nach einem Computer-Crash oder einem Systemwechsel wieder aufgespielt werden können. Ebenso wäre denkbar, darüber anderen Nutzern Nutzungsrechte – eventuell auf Zeit – zu überlassen.

Nach den Visionen von DWS soll es zukünftig einen benutzerfreundlichen Zugriff auf DRM-geschützte Musik über Handy, Handheld oder auch über das Autoradio geben. Der Anwender würde bei letzterem beispielsweise eine Keycard mit seinen persönlichen Zugangsdaten in das Gerät einführen, dass ihm darauf eine Auswahl an Titeln anbietet und diese gegen Gebühr abspielt. (nij)