Post stellt nach 63 Jahren innerdeutsche Nachtflüge ein​

Der Transport erfolgt nun ausschließlich per Straße und soll 80 Prozent CO₂-Emissionen einsparen.​

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(Bild: Deutsche Post)

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In der Nacht zum 28. März beförderte die Deutsche Post die letzten Briefe zwischen Nord- und Süddeutschland auf dem Luftweg. Dies geht aus einer am selben Tag veröffentlichten Pressemitteilung hervor.

Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit einem erheblichen Einsparpotenzial bei den CO₂-Emissionen. Betriebschef Marc Hitschfeld spricht von bis zu 80 Prozent und betonte dazu: "In Zeiten des Klimawandels ist der Brieftransport per Flugzeug innerhalb Deutschlands nicht mehr zu rechtfertigen".

Das innerdeutsche Nachtluftpostnetz startete offiziell am 1. September 1961 mit dem Ziel einer schnelleren Beförderung von Briefen und Postkarten innerhalb der damaligen Bundesrepublik. Dazu schlossen der Bundespostminister Richard Stücklen einen Vertrag mit der Lufthansa. Im Laufe der Jahre kamen weitere Airlines wie die zuletzt tätigen Eurowings und Tui Fly hinzu. 2008 stieg die Lufthansa aus dem Nachtluftpostnetz aus. Bis zum Eintreten des Nachtflugverbots 2005 war der Flughafen in Frankfurt am Main der zentrale Knotenpunkt des Nachluftpostnetzes.

Mit der steigenden Verbreitung digitale Medien wie E-Mails und Messenger sank die beförderte Briefmenge und Zahl der Flüge kontinuierlich. Im Jahr 1996 transportierte die Post eigenen Angaben nach mit 26 Flugzeugen rund 430 Tonnen pro Nacht. Zum Schluss waren nur noch sechs Maschinen im Einsatz, die jeweils 53 Tonnen beziehungsweise 1,5 Millionen Briefe hin und zurück beförderten. Auf den Strecken Stuttgart–Berlin, Hannover–München und Hannover–Stuttgart wurden im Schnitt rund 270.000 Sendungen pro Flugzeug transportiert.

Im November 2023 hatte das Bundeswirtschaftsministerium einen Reformvorschlag zum Postgesetz vorgestellt, der die Zustellzeiten für die Deutsche Post verlängert: Mindestens 95 Prozent der Briefe sollen am dritten Werktag nach Einwurf zugestellt werden, statt wie bisher mindestens 80 Prozent am folgenden Werktag. Durch den geringeren Zeitdruck soll die Post die Kosten senken und auf seine innerdeutschen Nachtflieger mit den hohen CO₂-Emissionen verzichten. Letzteres hat die Post nun also umgesetzt.

Die Deutsche Post betont, dass die längeren Brieflaufzeiten in den meisten EU-Ländern schon lange üblich sind. Das Unternehmen verspricht dennoch, eine möglichst schnelle Nord-Süd-Verbindung sicherzustellen, etwa durch den Einsatz von Sprintern auf der Straße. Dies sei aufgrund der geringeren Briefmenge und kürzeren Sortierzeiten möglich.

Die Gewerkschaft Verdi kritisiert das geplante „Postrechtsmodernisierungsgesetz“ und befürchtet Stellenabbau.

(wre)