Präziser als Radiokarbonmethode: KI soll archäologische Funde datieren

Wieder soll eine KI die Arbeit von Archäologen und Archäologinnen erleichtern. Bei TPS geht es um eine viel präzisere Datierungsmethode, als die C14-Datierung.

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(Bild: udra11/Shutterstock.com)

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Ein Algorithmus könnte menschliche Knochen aus archäologischen Ausgrabungen viel genauer datieren, als die bislang am weitesten verbreitete Radiokarbonmethode. Das jedenfalls sagt das Forschungsteam, das die KI-Technik entwickelt hat. Bei der Methode namens Temporal Population Structure (TPS) wird die darin enthaltene DNS automatisch auf zehntausende genetische Marker hin untersucht. Abhängig von deren ersten Auftreten in der menschlichen Population könnten Knochen, die nicht älter als etwa 10.000 Jahre sind, damit viel genauer datiert werden.

Überprüft haben sie das an ungefähr 5000 menschlichen Überresten. Anhand der Ergebnisse geben sie sich überzeugt, den ersten radikal neuen Ansatz zur Datierung seit 80 Jahren gefunden zu haben. Das große Problem unzuverlässiger Datierungen, die zu unklaren und widersprüchlichen Ergebnissen führen, könnte damit gelöst werden, meint das Forschungsteam.

Die Radiokarbonmethode basiert darauf, dass der Anteil an gebundenen radioaktiven 14C-Atomen in abgestorbenen Organismen nach festen Gesetzen mit der Zeit abnimmt. Der US-Amerikaner Willard Libby hat die Datierungsmethode in den 1940er-Jahren entwickelt, 1960 bekam er dafür den Nobelpreis für Chemie. Seitdem hat es bei der Altersbestimmung frühzeitlicher Funde nichts Bedeutendes mehr getan, erklärt Eran Elhaik von der schwedischen Universität Lund dem britischen Register. Er hat an der Entwicklung der neuen KI mitgearbeitet. Die einzige Alternative sei eine archäologische Datierung des Fundorts, das sei aber viel subjektiver. Erstmals habe man jetzt eine präzise Alternative, für die auch noch deutlich weniger organisches Material benötigt werde.

Erklärung von TPS

(Bild: Sara Behnamian et al.)

Bei TPS gehe es darum, einen speziell trainierten Algorithmus nach bestimmten Veränderungen an genetischen Markern zu suchen. Je nachdem, welche gefunden werden und welche auch nicht, könne dann das Alter der Knochen ermittelt werden. Weil die KI-Technik nach Zehntausenden dieser Marker sucht, sei das Ergebnis äußerst präzise. Kämen Analysen mit der Radiokarbonmethode für die gleichen Knochen schon mal auf ein Alter von 6000, 6500 und 7900 Jahren, könne TPS in solch einem Fall die genaue Jahreszahl 7000 liefern.

Untermauert habe man die Präzision mit der Altersbestimmung von Knochen, die zu Familienmitgliedern gehören. Vater und Sohn könnten nicht 1000 Jahre voneinander getrennt gelebt haben. Und tatsächlich sei TPS in der Lage gewesen, diese in die identische Zeitepoche einzuordnen, selbst ohne explizit darauf ausgerichtetes Training. Die Forschungsarbeit, in der das Team die Arbeit vorstellt, ist im Fachmagazin Cell Reports Methods erschienen.

(mho)