Prebunking: Google sensibilisiert für Falschinformationen im Netz
Prebunking soll wie eine Impfung wirken und mentale Antikörper bilden. Google möchte mit Partnern mehr Menschen für Falschinformationen im Netz sensibilisieren.
"Lass dich nicht manipulieren." Am Rande der re:publica hat Google samt einiger Partner ein neues Projekt im Kampf gegen Falschinformationen vorgestellt. Videos behandeln die häufigsten Manipulationstechniken: Dekontextualisierung, Panikmache und Whataboutism. Prebunking soll es richten.
Auf drei Ebenen wendet sich Prebunking an die Menschen, auf technischer Ebene muss der Dekontextualisierung entgegnet werden, Panikmache ist emotional und Whataboutism berührt logische Bereiche. Dabei darf freilich nicht herauskommen, dass niemand mehr überhaupt einer Überschrift glaubt, auch wenn sie nicht manipuliert wurde, erklärt Melissa Basol, Managerin bei Moonshot, einem Partner. Klar sei den Machern auch, dass dank generativer KI künftig eher mehr gezielte Falschinformationen auftauchen werden, weil diese leichter erstellt werden können. Man hoffe darauf, dass diese aber ebenso beim Entdecken helfen wird.
Vor dem Debunking kommt Prebunking
Debunking gibt es bereits als eine Art von Faktenchecks. Doch ein Faktencheck dauert in der Regel 72 Stunden, ein falscher Fakt geht jedoch bis dahin bereits zu 70 Prozent viral. Deshalb ist es so wichtig, schon vor dem Faktencheck mit Prebunking einzugreifen. Basol vergleicht die Kampagne auch mit einem Impfstoff. Sie soll "emotionale Antikörper" bilden. So gibt es eine emotionale Warnung: Du wurdest attackiert. Mit Beispielen für Angriffe sollen Zuschauer in Microdose sensibilisiert werden. Freilich gehört auch dazu, dass die Falschinformationen widerlegt werden.
Zu sehen in einem Video sind etwa drei Erwachsene auf einer Bank, jemand erzählt, die Schulen würden bald geschlossen werden. Nach kurzer Irritation klärt sich die Situation auf, die Berichterstattung über eine Veranstaltung wurde missbraucht. Eine Person erhebt sich und erklärt in die Kamera, was passiert ist und dass man achtsam sein muss. Noch sechs Wochen lang sollen die Videos auf Youtube, Facebook und Instagram zu sehen sein. Andere Kanäle wie Telegram und Tiktok könne man nicht bespielen, zum Teil aus Kostengründen, aber auch weil die Bedingungen zu unterschiedlich wären.
Erste Erfahrungen aus Polen, Tschechien und der Slowakei zeigen, dass die Videos sehr häufig bis zum Ende geschaut werden. Das und entsprechende Begleitfragen sprechen laut Google für den Erfolg des Prebunking. Anders als in diesen Ländern, werden in Deutschland keine konkreten Themen beziehungsweise Fälle wie beispielsweise der Krieg in der Ukraine behandelt. Das Tochterunternehmen Jigsaw gibt es seit elf Jahren. Dort laufen die Projekte rund um Misinformation zusammen. Moonshot ist die ausführende Agentur, Partner sind Correctiv, die Alfred Landecker Stiftung, Amadeu Antonio Stiftung, das Nettz, Klicksafe und Neue Deutsche Medienmacher:innen.
(emw)