Preistreiberei: Microsoft-Cloud Azure im Fokus der EU-Kartellwächter

Die EU-Wettbewerbshüter untersuchen, ob der US-Softwarekonzern seine Marktmacht ausnutzt, um Konkurrenten aus dem umkämpften Cloud-Geschäft zu verdrängen.

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(Bild: VDB Photos/Shutterstock.com)

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Microsofts Cloud-Sparte Azure und damit verknüpfte Dienste sind ins Visier der Wettbewerbsbehörde der EU-Kommission geraten. Sie prüfe, ob der US-Softwarekonzern seine Marktmacht ausnutze, um Konkurrenten in dem lukrativen, aber hart umkämpften Segment des Online-Geschäfts zu verdrängen, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Die Brüsseler Regierungsinstitution bestätigte, mehrere Beschwerden über Microsoft erhalten zu haben, "unter anderem in Bezug auf das Produkt Azure". Diesen gehe man nun "auf der Grundlage unserer Standardverfahren" nach.

Dem Bericht zufolge befragen die EU-Kartellwächter derzeit zunächst im Rahmen einer informellen Untersuchung Kunden und Wettbewerber, ob Microsoft etwa seinen Zugang zu geschäftskritischen Informationen von Cloud-Firmen missbraucht, mit denen es geschäftliche Beziehungen unterhält. Die Prüfer wollten insbesondere herausfinden, ob Microsoft solche vertraulichen Hinweise nutzt, um andere Cloud-Service-Anbieter auf dem Markt in Bieterverfahren austricksen zu können.

Die Befragten haben laut Bloomberg bis zum heutigen Dienstag Zeit, Stellung zu nehmen. Sie seien ferner aufgefordert worden, bis Ende des Monats überarbeitete Fassungen ihrer Eingaben ohne vertrauliche Angaben einzureichen. Beobachtern zufolge ist dies häufig ein Zeichen dafür, dass eine förmliche Kartelluntersuchung in Vorbereitung ist. Deren Einleitung würde dann ein Verfahren in Gang setzen, das letztlich unter anderem zu empfindlichen Geldbußen führen könnte. Dafür müssten die anfänglichen Bedenken der Wettbewerbshüter aber zunächst bestätigt werden.

Europäische Cloud-Anbieter werfen Microsoft schon seit Langem vor, die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt stark einzuschränken. "Microsoft nutzt seine Vormachtstellung bei Produktivitätssoftware, schränkt die Auswahl ein und treibt die Kosten in die Höhe, wenn europäische Kunden in die Cloud wechseln wollen", beklagte etwa der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) im November. Der US-Konzern baue gezielt Hürden auf, sodass Programme wie Office 365 auf konkurrierenden Cloud-Plattformen nicht optimal funktionierten. Kunden würden so quasi dazu gezwungen, die Anwendungen direkt bei Microsoft hosten zu lassen.

Die Vorwürfe sind nicht neu: Schon 2020 monierte Slack bei der Generaldirektion Wettbewerb der Kommission, Microsoft habe illegal Teams in seine marktbeherrschenden Office-Produkte integriert und damit Millionen Kunden zur Installation des Videokonferenzsystems gezwungen. Im Sommer 2021 legte OVHcloud mit Verweis auf wettbewerbswidrige Praktiken nach. Der italienische Datenzentrumsbetreiber Aruba und ein dänischer Cloud-Branchenverband haben sich mit ähnlichen Argumenten an die Kommission gewandt. Microsoft gelobte vor einem Jahr zwar Besserung. Doch die Beschwerden reißen nicht ab. CISPE argwöhnte im April, der Softwareriese könne mittlerweile die Preise sogar mit Verweis auf schwankende Wechselkurse in dem Wissen erhöhen, dass die Kunden nicht anders könnten als zu zahlen.

(mki)