Premiere in der SAP-Bilanz: Die Farbe Rot

Zum ersten Mal seit dem Börsengang im Jahr 1998 schließt der Walldorfer Softwareriese SAP eine Halbjahresbilanz mit roten Zahlen ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 83 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Zum ersten Mal seit dem Börsengang im Jahr 1988 schließt der Walldorfer Softwareriese SAP eine Halbjahresbilanz mit roten Zahlen ab. Bereits letzte Woche hatte die Softwareschmiede Börsianer nicht nur mit einer Umsatzwarnung, sondern auch mit schlechten Zahlen fürs zweite Quartal 2002 geschockt: Unterm Strich sei ein Verlust von 232 Millionen Euro zu verbuchen.

Zwar sind vor allem die Umsätze in Asien und Amerika weggebrochen, doch schreiben Management und Branchenbeobachter die Einbußen mehr der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung als einer aufholenden Konkurrenz im ERP-Softwaremarkt zu. Immerhin lag das operative Ergebnis mit 324 Millionen Euro fast noch im grünen Bereich der Analystenerwartungen. Vor einem Jahr waren an dieser Stelle allerdings noch 424 Millionen übrig geblieben. Die Gewinnmarge reduzierte sich vor diesem Hintergrund von üppigen 23 auf 18 Prozent. Für das Gesamtjahr prognostizieren die Walldorfer jetzt einen Wert von 20 Prozent. Nach Abzug der "aktienbezogenen Vergütungsprogramme" -- SAPs Sprachgebrauch für Mitarbeiter-Boni -- belief sich das Konzernergebnis im Q2/2002 immer noch auf 175 Millionen Euro, entsprechend 0,56 Euro/Aktie.

Dass sich entgegen allen SAP-Gewohnheiten trotzdem ein insgesamt negatives Geschäftsergebnis einstellte, dürfte der Wertberichtigung für die Anteile am maroden US-Software-Entwickler Commerce One zu verdanken sein: Die 20-prozentige Anteilsschachtel steht jetzt nur noch mit 22 statt 340 Millionen US-Dollar auf SAPs Haben-Seite; zusammen mit anderen Beteiligungen mussten die Walldorfer 409 Millionen Euro abschreiben.

Trotzdem meldete Vorstandssprecher Hasso Plattner mit Bezug aufs erste Halbjahr 2002 stolz, SAP habe seinen Marktanteil ausgebaut. Mit solchen Worten mögen sich die Walldorfer selbst Trost zusprechen, war doch trotz zweiprozentiger Umsatzsteigerung auf 3,44 Milliarden Euro der operative Gewinn von 657 auf 561 Millionen Euro zurück gegangen. (hps)