Premiere und Telekom offenbar zum spektakulären Konflikt bereit

Der Einstieg von Franz Beckenbauer als Fußball-Experte bei der Deutschen Telekom wird als weiteres Indiz dafür gewertet, dass die Telekom ihre IPTV-Rechte an der Bundesliga entgegen dem Willen der DFL nicht nur für Übertragungen im Internet nutzen wird.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Premiere-Chef Georg Kofler hat eigentlich allen Grund nervös zu sein. Seit dem Börsengang vor gut einem Jahr hat sich der Aktienkurs mehr als halbiert, der Sender hat das Wettbieten um die Pay-TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga verloren und schrieb im ersten Quartal tiefrote Zahlen. Nervös aber sei er bei der ersten Premiere-Hauptversammlung keineswegs, wies Kofler am Mittwoch den Verdacht empört zurück. "Ich bin seit 20 Jahren im Geschäft." Bei seiner demonstrativen Gelassenheit setzt Kofler auch auf ein Bündnis mit der Deutschen Telekom, das derzeit hinter den Kulissen ausgehandelt wird. Mit Hilfe des Telekommunikationsriesen – Besitzer der Online-Rechte – könnte Premiere auch in der kommenden Saison die Bundesliga live in die Wohnzimmer bringen.

Auf den ersten Blick schienen die beiden Nachrichten am heutigen Mittwoch nichts miteinander zu tun zu haben: Während Premiere-Chef Kofler den Aktionäre Hoffnung auf eine Übertragung der Bundesliga-Spiele auch in der kommenden Saison machte, bestätigte fast zeitgleich die Deutsche Telekom, dass sie Franz Beckenbauer als Fußball-Experten engagiert hat. Die Börse witterte sofort einen Zusammenhang: Der Börsenkurs von Premiere schoss um zeitweise sechs Prozent in die Höhe.

Kofler und Beckenbauer waren erst kürzlich gemeinsam eine Runde Golf spielen. Zwar heißt es in Unternehmenskreisen bei Premiere, dass man nicht in die Verhandlungen zwischen Beckenbauer und Telekom eingebunden gewesen sei. Der Vertrag mit Beckenbauer ist aber ein Hinweis darauf, dass es die Telekom ernst meint mit der Übertragung von Bundesliga-Spielen im großen Stil. Es ist schwer vorstellbar, dass der Fußball-Kaiser nur einigen wenigen Internet-Zuschauern seinen Kommentar zu den Spielen abgeben will.

Kofler machte auf der Hauptversammlung kein Geheimnis daraus, wie der Sender durch die Hintertür noch an die Bundesliga kommen könnte: Die Telekom-Tochter T-Online könnte ihre vergleichsweise günstigen Online-Rechte nicht nur für die Ausstrahlung im Internet nutzen. Er habe den Ausschreibungstext genau studiert, sagte Kofler. "Dort steht klipp und klar, dass eine Übertragung des Bildmaterials auf Basis des Internet-Protokoll-Standards auch über Kabel, Satellit und terrestrisch möglich ist."

Schließen Premiere und die Deutsche Telekom nun eine Allianz, könnten die Premiere-Abonnenten über einen speziellen Digital-Decoder wie gewohnt am Fernseher die Bundesliga-Spiele live sehen. Für die Deutsche Fußball Liga ein Horrorszenario. Der neue Pay-TV-Anbieter Arena, der weit über 200 Millionen Euro an die DFL überweisen soll, wäre düpiert. Daher will auch die Deutsche Fußball Liga eine solche Lösung unbedingt verhindern.

Unstrittig ist, dass T-Online Bundesliga über sein schnelles Datennetz VDSL übertragen darf. Hier dürfte es in jedem Fall eine Allianz mit Premiere geben, das die Rolle des Produzenten übernehmen wird. In Branchenkreisen hieß es aber am Mittwoch, dass es bei der Allianz um weit mehr gehe. Noch sucht die Telekom dafür nach einer Übereinkunft mit der DFL. Schließlich sitzen der wichtige Sport-Sponsor Telekom, Partner des FC Bayern, und die DFL in einem Boot. Allerdings ist ein Kompromiss derzeit nicht in Sicht. Offenbar sind Premiere und Telekom daher zum spektakulären Konflikt bereit. (Axel Höpner, dpa) / (pmz)