Premiere will TV-Stream-Tauschbörse verbieten lassen

Am 12. April muss das Landgericht Hamburg darüber entscheiden, ob der Vertrieb einer Software, die den kostenlosen und anonymen Tausch von Fernsehinhalten ermöglicht, illegal ist.

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Von
  • Nico Jurran

Am 12. April muss das Landgericht Hamburg darüber entscheiden, ob der Vertrieb einer Software, die den kostenlosen und anonymen Tausch von Fernsehinhalten ermöglicht, verboten wird. Auslöser für den Rechtsstreit war ein Programm der Koblenzer Softwarefirma TC Unterhaltungselektronik AG (TCU) namens "ByteTornado". Es bildet die Grundlage für die angekündigte Tauschbörse Cybertelly beziehungsweise dessen angeblich "anonyme und unkontrollierte (unzensierte)" Variante Cybersky. Laut TCU erreiche die Tauschbörse Downloadraten von 600 kBit/s, wodurch "sogar TV-Sender in Echtzeit getauscht werden können".

Der Pay-TV-Sender Premiere stört sich daran, dass sich die Software auch dazu einsetzen ließe, um ihre kostenpflichtigen Programme nach der Dekodierung im PC über das Internet zu verteilen. Der Sender erwirkte daher Ende 2004 vor dem Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung, wonach es dem Unternehmen zunächst verboten ist, die Technik zu verbreiten. Der Entwickler der Tauschbörse streitet mögliche Gefahren nicht ab, verweist aber darauf, dass es die Aufgabe von Premiere sei, einzelne Einspeiser illegaler Streams zu ermitteln. TCU beruft sich in diesem Zusammenhang sogar auf Anlegerschützer, die sich angeblich fragen würden, "warum die Bedrohung durch diese Technik aber noch im März im Börsenzulassungs-Prospekt von Premiere verschwiegen wurde".

Die ByteTornado-Entwickler geben sich siegessicher und kündigten den Start ihrer Tauschbörse nun für den 12. April, den Tag der Verhandlung an. Immerhin, so TCU in einer Mitteilung, gab es bislang keine Angriffe der Content-Anbieter gegen Softwarebetreiber oder Vertreiber. Allein über die Downloadseite deutscher PC-Zeitschriften oder über CD-Heftbeilagen würden jeden Monat über 600.000 Clients für Tauschbörsen verbreitet, aus denen zu über 90 Prozent illegale Inhalte heruntergeladen würden. Weltweit gäbe es rund 300 Millionen Filesharing-User; die TV-Streams-Tauschbörse ließe sich auch legal nutzen.

TCU gibt schließlich an, dass "Marktbeobachter" den eigentlichen Grund darin vermuten würden, dass mit der Tauschbörse "jeder PC User zum TV-Broadcaster avancieren" könne. TV-Sender würde an ähnlichen Technologien zur Verbreitung von TV-Programme über Breitband arbeiten, wären aber "hier noch nicht über die in die Jahre gekommene Client-Server-Technik hinausgekommen". (nij)