Prime Air: Amazon will Drohnenlieferdienst in Kalifornien starten

Lieferungen mit Drohnen will Amazon im kalifornischen Lockeford noch in diesem Jahr ermöglichen. Das Unternehmen setzt auf die Mithilfe der Einwohner.

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Der Hexakopter MK 27-2 kann waren ausliefern.

(Bild: Amazon)

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Lange hat man von Amazons Lieferdrohnen nichts mehr gehört. Nun soll der Drohnenlieferdienst unter Prime Air noch in diesem Jahr Wirklichkeit werden, verspricht Amazon in einer Mitteilung am Montag. Geplant ist das Ausliefern von Paketen per Drohne in Lockeford im US-Bundesstaat Kalifornien.

So richtig scheinen selbst die Mitarbeiter nicht mehr an das Projekt geglaubt zu haben, denn Amazon witzelt in seiner Mitteilung zum geplanten Einstieg in den Drohnenlieferdienst: "Das Versprechen der Drohnenzustellung hat sich oft wie Science-Fiction angefühlt. Wir arbeiten seit fast einem Jahrzehnt daran, sie Wirklichkeit werden zu lassen." Doch nun scheint die Herausforderung geglückt zu sein, bestellte Waren in weniger als einer Stunde schnell, kostengünstig und sicher per Drohne ausliefern zu können. Dabei ist es besonders schwierig, ein Logistiknetzwerk aufzubauen, über das die Waren in großen Gemeinden ausgeliefert werden können.

Teams aus Hunderten von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Luft- und Raumfahrtexperten und Futuristen hätten "hart daran gearbeitet", um das zu schaffen, schreibt Amazon. Lockeford soll dabei eine Art Pilotprojekt werden. Wichtig sei es, dass die Einwohner des Ortes dabei mitspielen. Sie sollen Feedback dazu geben, wie die Abwicklung erfolgt ist, wenn Drohnen die bestellten Waren in ihren Gärten oder in Hinterhöfen abliefern. Nur mit diesen Informationen sei es möglich, einen Service aufzubauen, der funktioniert und sicher skalierbar ist.

Mittelpunkt von Prime Air ist das Sense-and-Avoid-System. Es soll den Flugbetrieb ohne Sichtkontakt des Piloten ermöglichen. Die Drohne soll dabei Waren in größeren Entfernungen ausliefern und dabei etwa Flugzeugen, Menschen, Tieren und Hindernissen selbstständig "sicher und zuverlässig" ausweichen können. Dabei soll das System erkennen, ob es sich um ein statisches Objekt wie ein Haus handelt oder um ein bewegliches Objekt wie ein Flugzeug. Sobald die Drohne ein solches Objekt erkannt hat, ändert sie automatisch den Kurs, um es sicher zu umfliegen, verspricht Amazon. Bei der Auslieferung geht die Drohne ähnlich vor und stellt sicher, dass sich in einem gewissen Umkreis vom Lieferort, kein Mensch, Tier oder ein Objekt befindet.

Etwa zwei Dutzend unterschiedliche Drohnen seien seit der Gründung von Prime Air entwickelt worden. Die neueste Entwicklung ist die MK27-2, ein Hexakopter mit sechs Motoren. Die Lieferdrohne ist so konzipiert, dass ihre Rotoren geräuscharm arbeiten. Mit der US-Bundesluftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) habe man eng zusammengearbeitet, um ein Luftfahrtzertifikat zu erhalten, das zum Betrieb solcher Drohnen berechtigt, heißt es von Amazon. Eine Erlaubnis für den kommerziellen Betrieb solcher Drohnen besitzt Amazon aber noch nicht, schreibt das US-Tech-Magazin The Verge. Wing, ein Tochterunternehmen von Google und UPS hätten diese Erlaubnis bereits.

Zunächst werden die Bewohnerinnen und Bewohner von Lockeford lediglich eine Auswahl an Artikeln bestellen können, die für den Transport per Drohne geeignet sind. Tausende sollen es zunächst sein. Mit der Bestellbestätigung erhalten die Kunden dann eine geschätzte Ankunftszeit und können in einem Statustracker verfolgen, wo sich ihre Lieferung gerade befindet. Die Drohne sinkt dann in den Garten der Kunden, schwebt in sicherer Höhe, gibt das Paket ab und geht wieder auf Höhe. Genauere Angaben über den Ablauf macht Amazon nicht, betont aber, die Fortschritte von Prime Air in den nächsten Monaten mit Fotos und Videos zu zeigen.

Der ehemalige Amazon-Chef Jeff Bezos hatte 2013 erstmals die Warenlieferung per Drohnen angekündigt. Sein Ziel: Kunden sollten innerhalb von 30 Minuten nach Bestellung ihre Waren erhalten. Immer wieder gab es Rückschläge wie Abstürze und unzufriedene Projektmitarbeitende. 2019 sollte dann eine vertikal fliegende Drohne den Einstieg in das Drohnenliefergeschäft ermöglichen. Doch auch daraus wurde nichts.

(olb)