Account-Sharing bei Prime Video: Amazon gibt Mitguckern nun doch einen Korb

Amazon billigte in einem Tweet scheinbar das Account-Sharing bei Prime Video. Doch der Post wurde gelöscht – und Amazon muss die Regeln klarstellen.

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(Bild: BigTunaOnline/shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Seit Anfang dieser Woche geht Netflix auch in Deutschland und Österreich aktiv gegen Nutzer, die ihr Konto mit anderen Personen außerhalb des Haushalts teilen – und kassiert dafür Kritik. Aus Sicht des Dienstes ist dieses Vorgehen allerdings durchaus begründet: Auf rund 233 Millionen zahlende Haushalte kämen laut Netflix gut 100 Millionen, die Accounts mitbenutzen. Bei anderen Videostreaminganbietern dürfte die Lage ähnlich sein.

Umso mehr überraschte es, dass Amazons Streamingdienst Prime Video über seinen offiziellen deutschen Twitter-Account ein Bild des Startbildbildschirms veröffentlichte, auf dem unter der bekannten Überschrift "Wer schaut gerade?" mehrere Profile zu sehen sind, deren Namen zusammen den Satz "Alle Personen Mit Meinem Passwort" ergibt (siehe Screenshot unten). Kommentiert ist der Screenshot zudem mit dem Satz "Wisst Ihr Bescheid" – eine Anspielung auf die Netflix-Kontroverse. Erwartungsgemäß erhielt Prime Video für diese Aktion viel Zuspruch.

Einige Zeit nach der Veröffentlichung des Tweets und der ursprünglichen heise-online-Meldung löschte Amazon den Tweet jedoch wieder. Der Chef der für Prime Video in Deutschland, Österreich und Schweiz zuständigen Pressestelle erklärte zudem in einer Stellungnahme gegenüber c't: "Ich stelle klar: Prime-Kunden sind laut Amazon AGB für die 'Sicherstellung der Vertraulichkeit des Kontos und Passworts' verantwortlich. Ein Teilen des Kontos und Passworts mit Dritten verstößt hiergegen." Dazu, wie der ursprüngliche Tweet zustande kam, äußerte sich der Sprecher indes nicht. Amazon geht bislang nicht aktiv gegen Account-Sharing bei Prime Video vor.

Prime Video erlaubte sich in einem Tweet einen Seitenhieb gegen die Account-Sharing-Sperre des Konkurrenten Netflix. Mittlerweile ist der Beitrag jedoch wieder gelöscht – und auch Amazons Streamingdienst will keine Mitgucker außerhalb des Haushalts.

(Bild: Twitter/@PrimeVideoDE)

Wer lange genug im Twitter-Account von Netflix sucht, stellt fest, dass sich auch Netflix einmal für das Teilen von Passwörtern starkgemacht hat. So verkündete Netflix in einem Tweet vom 10. März 2017: "Love is sharing a password." ("Liebe ist, ein Passwort zu teilen.") Aufgrund der aktuellen Entwicklungen wird der Beitrag bis heute munter kommentiert.

Nicht gut gealtert: 2017 propagierte Netflix in einem Tweet noch, dass die Weitergabe des Passworts ein Zeichen der Liebe sei.

(Bild: Twitter/@Netflix)

Dass diese Liebe mittlerweile erkaltet ist, merken auch die ersten deutschen Nutzer, denen Netflix über seine TV-App am Fernseher mitteilt, dass das Netflix-Abo nur für die im Haushalt lebenden Personen bestimmt sei – inklusive der Aufforderung, zu bestätigen, dass der Fernseher zu eben diesem Haushalt gehört. Diese Informationen kann Netflix dann nutzen, um Mitgucker, die mit ihren Geräten von einer anderen IP-Adresse auf den Dienst zugreifen, zu sperren.

Die ersten deutschen Nutzer erhalten ĂĽber die Netflix-App am Fernseher bereits den Hinweis, dass das Abo nur innerhalb des Haushaltes genutzt werden darf.

Zur konkreten technischen Umsetzung der Account-Sperre äußert sich Netflix nicht – auch, um keine Hinweise darauf zu liefern, wie sich das System umgehen lässt. Auf Nachfrage betonte der Dienst lediglich, dass man keinesfalls auf GPS-Daten zurückgreife. Es ist aber davon auszugehen, dass Netflix unter anderem die Mac-Adresse des Wiedergabegeräts (Streaming-Player oder TV) nutzt. Und hier ergibt es durchaus Sinn, mit Fernsehern zu beginnen, die gewöhnlich an einem festen Ort stehen.

Nach aktuellem Kenntnisstand erfasst Netflix noch nicht alle Kunden, die ihre Kontodaten teilen. In Sicherheit können sich Account-Sharer aber deshalb nicht wiegen: Netflix rollt die Sperre nach eigenen Angaben nach und nach aus.

Update

In der ursprünglichen Meldung "Streaming-Dienste: Prime Video polarisiert nach Account-Sharing-Verbot" hatte heise online über den Amazon-Tweet berichtet, der das Teilen von Passwörtern außerhalb des Haushalts zu billigen schien. Amazon hat den Tweet mittlerweile wieder gelöscht und erklärt, dass ein in Teilen des Kontos und Passwortes mit Dritten gegen die AGB des Dienstes verstoße. Der Artikel wurde entsprechend überarbeitet.

(nij)