Privatsender planen große TV-Plattform im Internet

Die Hauptkonkurrenten im Privatfernsehen, RTL Deutschland und die ProSiebenSat.1 Media AG, planen laut Mitteilung eine gemeinsame Web-Plattform fürs TV.

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Von
  • Patrick T. Neumann
  • dpa

Immer mehr Menschen surfen öfter im Internet, gleichzeitig schauen die Menschen auch immer mehr fern. Nur das Fernsehen im Web, das steckt noch in den Kinderschuhen. Jeder Sender hat seine eigene Website mit unterschiedlichem, manchmal verwirrendem Angebot. Eine Seite, die alle relevanten Sender im Angebot hat, gibt es nicht – noch nicht vielleicht. Denn die Hauptkonkurrenten im Privatfernsehen, RTL Deutschland und die ProSiebenSat.1 Media AG, planen laut Mitteilung eine gemeinsame Web-Plattform fürs TV.

Internetnutzer sollen ganze Serien, Filme, Shows oder Nachrichtensendungen über einen einzigen Webauftritt aufrufen können. Die Sender hätten dort jeweils ihren eigenen Angebotsbereich, und zwar nicht nur die Sender der beiden Gruppen, sondern auch öffentlich-rechtliche Anstalten sowie andere private Anbieter aus Deutschland und Österreich. Die Inhalte sollen sieben Tage nach ihrer Fernsehausstrahlung kostenlos als Stream abrufbar sein.

Bei den Öffentlich-Rechtlichen zeigt man sich zurückhaltend, aber nicht uninteressiert. "Das ZDF beobachtet das Projekt mit Interesse, es gab aber noch keine Gespräche", sagte ein Sprecher auf dpa-Anfrage am Freitag. Die Internetangebote der Anstalten müssen zunächst alle den sogenannten Drei-Stufen-Test überstehen, in dem sie auf ihre Wirtschaftlichkeit, ihre Relevanz und ihre Auswirkungen auf die private Konkurrenz getestet werden.

Das ZDF-Angebot ist damit durch. Die meisten Eigenproduktionen können weiterhin nach ihrer TV-Ausstrahlung im Netz angeschaut werden – sieben Tage lang. Bei angekauften Filmen und Serien sowie bei Sportereignissen ist das meist nicht der Fall.

Ähnlich sieht es bei den Privaten aus. Sie bauen ihr Internet-Angebot zwar kontinuierlich aus, ein gewisser Wildwuchs stört aber das TV-Vergnügen im Internet. Die RTL-Gruppe bündelt ihre Programminhalte bei den Angeboten RTL now und Vox now – viele, meist eigenproduzierte Shows, Serien und Filme kann man dort kostenlos anschauen; andere Sendungen, meist US-Ware wie die Gilmore Girls oder The Closer, werden gegen eine Gebühr gezeigt. Ähnliches macht auch ProSiebenSat.1 in Kooperation mit dem Internetvideo-Anbieter Maxdome. Anna und die Liebe oder Danni Lowinski gibt es umsonst, Grey's Anatomy oder Private Practice gegen Gebühr.

Wie diese Angebote in die geplante, gemeinsame Plattform integriert werden und wie das Nebeneinander von kostenlosen und werbefinanzierten sowie kostenpflichtigen Sendungen aussehen wird, ist noch völlig unklar. Erst einmal muss sowieso die EU-Kommission ihre Zustimmung geben. RTL und ProSiebenSat.1 wollten an diesem Freitag ihren Antrag auf Genehmigung an die Generaldirektion Wettbewerb in Brüssel schicken. Sollte alles glatt durchgehen, werden beide Sendergruppen eine gemeinsame Gesellschaft gründen, die die Plattform betreibt und allen teilnehmenden Sendern die nötigen technischen Dienstleistungen zur Verfügung stellt.

Wer nicht solange warten will, und dennoch über das Internet TV schauen will, der kann den Online-Dienst Zattoo nutzen. Er hat die Live-Streams von rund 100 Sendern im Angebot, darunter ARD und ZDF inklusive Schwester-, Regional- und Digital-Sendern, sowie einige private und ausländische Sender. Die Privaten der ersten Reihe, also die RTL- und die ProSiebenSat.1-Gruppe, fehlen allerdings. Eine Mediathek zum Anschauen bereits gesendeter Formate gibt es ebenfalls nicht. (anw)