ProSiebenSat.1 nimmt 40 Prozent weniger mit Werbung ein
Die Sehdauer der Zuschauer ist in der Coronakrise gewachsen – ganz im Gegensatz zum Kerngeschäft des Medienunternehmens.
ProSiebenSat.1' Kerngeschäft läuft weiterhin schlecht. Vorstandssprecher Rainer Beaujean sagte am Mittwoch auf der Hauptversammlung: "Im April und Mai hatten wir bei den TV-Werbeeinnahmen ein Minus von rund 40 Prozent. Auch im Juni sehen wir noch keine Verbesserungen." Das Geschäft der Red Arrow Studios werde durch Produktionsverschiebungen ebenfalls beeinträchtigt.
"In der Krise tendieren Werbekunden leider dazu, Marketingbudgets zu kürzen oder zu verschieben", erklärte Beaujean. Das sei paradox, denn die Sehdauer sei in der Corona-Krise kräftig gewachsen. Hoffnung mache ihm aber, dass auch große Kunden ihr Jahresbudget inzwischen auf Vorjahreshöhe bestätigt hätten. Gewöhnlich erwirtschafte der Fernsehkonzern die Hälfte seines Gewinns erst zwischen September und Dezember. Eine Jahresprognose sei aber noch nicht möglich.
Kurzarbeit
Um zu sparen, hat ProSiebenSat.1 Investitionen gekürzt, Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und streicht die Dividende, sofern die Aktionäre zustimmen. Die Partnervermittlung Parship soll "zum richtigen Zeitpunkt" gewinnbringend an die Börse gebracht werden, voraussichtlich 2022. Alle Bereiche werden überprüft, ob sie zum Kerngeschäft Unterhaltung beitragen und profitabel sind. "Wachstum alleine soll nicht mehr unsere Messgröße sein. Wir wollen langfristige Profitabilität", betonte Beaujean, der den Chefposten Ende März von Max Conze übernommen hatte. Schwerpunkte seien Entertainment und Infotainment, "ohne dass wir dafür strategische Akquisitionen bräuchten".
Der größte Aktionär, der italienische Konzern Mediaset, hatte vergangene Woche kritisiert, das neue Management habe keine Wachstumsstrategie. Was zuletzt vorgelegt worden sei, "führt nur dazu, dass das Unternehmen schrumpft". Beaujean sagte unmittelbar vor der Hauptversammlung zu Journalisten: "Mit mir kann man alles besprechen. Ich höre mir alles an". Mit Mediaset gebe es aber darüber keine Gespräche.
(anw)