Problematischer europäischer Online-Musikmarkt

Bevor die Online-Musikdienste die alte Welt erobern, müssen sie noch einige Hürden überspringen.

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Die US-amerikanischen Online-Anbieter digitalisierter Musikstücke sondieren Europa als kommenden Markt. Branchenbeobachter nutzen die internationale Musikmesse Midem, die derzeit in Cannes stattfindet, für ihre Analysen und Vorhersagen. Dabei tut sich Forrester Research mit der Warnung hevor, der legale Musikdownload könne sich demnächst als nächste ökonomische Blase erweisen.

Zunächst einmal erscheint beispielsweise das neue Angebot von Mycokemusic.com in Großbritannien Erfolg versprechend. In den 24 Stunden nach dem Start vergangene Woche seien nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten 10.000 Titel über den virtuellen Ladentisch gegangen, schreibt die New York Times. Doch in Europa machen Sprachschwierigkeiten und kulturell bedingt unterschiedliche Geschmäcker den potenziellen Anbietern Kopfzerbrechen. Dazu kommen noch urheberrechtliche Probleme. So steht noch kein endgültiges Datum für den für 2004 geplanten Europastart von Apples Musikdienst iTunes Online Store an. Auch ist unklar, wann Napster 2.0 wie angekündigt über den großen Teich springt.

Das Angebot von Coca Cola dürfte nur bedingt vorbildlich sein, denn der Brausehersteller will 20 Millionen Downloads in Form von Gutscheinen im Deckel verkaufter Flaschen anbieten. Auch glauben die Branchenbeobachter nicht, dass das Coke-Angebot dauerhaft sei. Es sei nicht Teil des Kerngeschäfts. Es gebe auch noch keine Pläne, um von Großbritannien auf Festlandeuropa zu expandieren.

Chris Gorog, Chef von Napster, meint, noch in diesem Jahr werde es seinen Musikdienst auch in Europa geben -- wenn die lizenzrechtlichen Fragen geklärt sind. Dann sollen die Europäer im gleichen Umfang wie die US-Amerikaner in den Genuss des Musikangebots kommen. Außerdem will sich das Angebot jeweils den lokalen Märkten anpassen.

Bevor der europäische Markt erschlossen wird, könnte es unter den potenziellen Anbietern auch eine Neigung zum Abwarten geben, wie sich das Geschäft in der Ursprungsregion Nordamerika weiterhin entwickelt. Wenn es nach Forrester geht, werde es Ende dieses Jahres etwa die Hälfte der Anbieter, die bisher dort gestartet sind, nicht mehr geben. Allein in diesem Jahr soll es schätzungsweise 50 weitere Online-Angebote geben. Einen solchen Boom habe es im Internet zuletzt Ende der 90er-Jahre gegeben. Gorog glaubt, etwa zwei Drittel der Musikdienste werde danach überleben. (anw)