Hessen fĂĽhrt kurzfristig Webex ein: Probleme mit Open-Source-Videokonferenz-Tool

Die Telekom entwickelt für Hessen ein Videokonferenz-Tool. Laut Landesregierung ist dieses nicht fertig – doch eine Behörde will es trotzdem nutzen.

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Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) führt überraschend Cisco Webex in den Behörden ihres Bundeslands ein.

(Bild: Stk / Paul Schneider)

Lesezeit: 2 Min.

Das Bundesland Hessen führt zum 1. Januar 2025 die Videokonferenzsoftware Cisco Webex in Ministerien und Behörden ein. Das bestätigte das hessische Ministerium für Digitalisierung auf Anfrage von c't. Webex sei als Übergangslösung vorgesehen, bis "HessenConnect 2.0" zum Einsatz kommen könne, sagte ein Sprecher. Einen konkreten Termin gebe es dafür noch nicht.

Bei HessenConnect 2.0 handelt es sich um eine Open-Source-Software auf Basis von Element/Matrix und Jitsi, die Hessen ursprünglich schon ab Anfang 2023 schrittweise einführen wollte. Diese "hochmodernen und zukunftsfesten" Lösungen böten mehr Sicherheit und besseren Datenschutz, da die Datenverarbeitung in Deutschland stattfinde, schrieb der damalige CIO des Bundeslandes, Patrick Burghardt, im Dezember 2022.

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Den Zuschlag für Aufbau und Betrieb von HessenConnect 2.0 erhielt die Deutsche Telekom. Insgesamt sollten bis zu 70.000 PC-Arbeitsplätze der Landesverwaltung damit ausgestattet werden. Laut einem Bericht des Tagesspiegels sollten sich die Kosten für diese Anzahl von Arbeitsplätzen auf etwa 10 Millionen Euro pro Jahr belaufen.

Doch nun erklärte das hessische Digitalministerium auf Anfrage von c't, HessenConnect 2.0 sei "zum aktuellen Zeitpunkt nicht einsatzbereit". Zu den bisherigen Ausgaben für HessenConnect 2.0 könne man aus vertragsrechtlichen Gründen keine Angaben machen. Auch die Kosten für Webex wollte das Ministerium nicht nennen – diese seien "marktüblich", hieß es nur.

Der Landesdatenschutzbeauftragte Alexander Roßnagel erklärte auf Anfrage, dass HessenConnect 2.0 nach seinem Kenntnisstand in circa sechs Monaten "fertig ausentwickelt" sein soll.

Die Entscheidung der Landesregierung für die Open-Source-Lösung habe er mit Blick auf das Datenschutzrecht und die digitale Souveränität begrüßt, ergänzte Roßnagel. Bis Oktober 2024 sei seine Behörde davon ausgegangen, dass HessenConnect zum 1. Januar 2025 an den Start gehen werde. Dann sei man über die Entscheidung für Webex informiert worden.

Laut Roßnagel zeige die Landesverwaltung den "erkennbaren Willen", die erforderliche datenschutzrechtliche Dokumentation von Webex zusammenzustellen. Bisher liege seiner Behörde jedoch kein Dokumentationsstand vor, der ihm eine "fundierte datenschutzrechtliche und datenschutztechnische Bewertung" von Webex ermögliche.

Seine eigene Behörde werde daher Webex nicht einführen, teilte der Datenschutzbeauftragte mit: "Wir haben uns dafür entschieden, zum 1.1.2025 auf den zur Verfügung stehenden aktuellen Stand der Videokonferenzlösung HessenConnect 2.0 Jitsi/Matrix umzustellen."

(cwo)