Prognose: KI treibt die IT-Ausgaben, könnte hohe Erwartungen aber enttäuschen
Die IT-Investitionen sollen 2024 und 2025 kräftig anziehen. GenAI treibt dabei die Ausgaben fürs RZ-Equipment sowie einschlägige Software und Services hoch.
Die weltweiten IT-Investitionen werden laut aktualisierter Gartner-Prognose in diesem Jahr um 7,2 Prozent auf 5,26 Billionen US-Dollar steigen. Für 2025 stellen die Analysten der Marktforschungsfirma ein Plus von 9,3 Prozent auf 5,75 Billionen Dollar in Aussicht. Einen Push von 35 Prozent auf 318 Milliarden Dollar erfahren derzeit die Ausgaben für Rechenzentrums-Equipment. Im kommenden Jahr soll das Wachstumstempo auf 15,5 Prozent zurückgehen. Das bedeutet dennoch in absoluten Zahlen, dass 2025 fast fünfzig Milliarden Dollar mehr für physische Infrastrukturen ausgegeben wird.
Geprägt wird diese Entwicklung vornehmlich durch die Nachfrage nach Servern für generative KI (GenAI). "GenAI wird den Effekt, den Cloud- und Outsourcing-Anbieter in den vergangenen Jahren auf RZ-Systeme hatten, locker in den Schatten stellen", kommentiert Gartner-Analyst John-David Lovelock das Marktgeschehen. Es hätte zwanzig Jahre gedauert, die Ausgaben für Server auf 67 Milliarden Dollar pro Jahr zu erhöhen. Die GenAI-Nachfrage würde nun dazu beitragen, den Server-Umsatz von 134 Milliarden Dollar im Jahr 2023 bis 2028 auf 332 Milliarden Dollar fast zu verdreifachen. Im kommenden Jahr sollen mehr als 257 Milliarden Dollar investiert werden.
KI-Modelle könnten Erwartungen enttäuschen
Zu den weiteren Profiteuren GenAI-bezogener Aktivitäten zählen die Anbieter von Software und – mit Abstrichen – IT-Services. Die Software-Ausgaben werden laut Prognose um 11,7 Prozent auf knapp 1,1 Billionen Dollar ansteigen. Nächstes Jahr sollen weitere vierzehn Prozent hinzukommen, sodass sich das Investitionsvolumen auf voraussichtlich 1,24 Billionen Dollar belaufen wird. Die Wachstumsraten im IT-Service-Geschäft fallen für die Jahre 2024 (5,6 Prozent auf 1,56 Billionen Dollar) und 2025 (9,4 Prozent auf 1,74 Billionen Dollar) um einiges niedriger aus. Sie reichen aber aus, dass das Service-Segment sich als umsatzstärkster Teilmarkt vor die Kommunikationsdienste setzt.
Aktuell sind es laut Gartner vornehmlich die Technologie-Unternehmen, die erhebliche Summen in den Aufbau ihrer GenAI-Infrastrukturen stecken. Im kommenden Jahr sollen der Prognose zufolge dann auch Unternehmen anderer Bereiche vermehrt Geld in die Hand nehmen und über bloße Machbarkeitsstudien hinaus in einschlägige Projekte investieren. Lovelock erwartet allerdings, dass sich parallel die großen Hoffnungen an das Anwendungspotenzial von GenAI relativieren werden. "Die Möglichkeiten der aktuellen GenAI-Modelle sowie die Qualität der vorhandenen Daten werden die heutigen hohen Erwartungen nicht erfüllen können", sagt der Gartner-Analyst.
Europa weniger spendabel
Für den europäischen Raum erwartet die Marktforschungsfirma eine vergleichbare Entwicklung, wenn auch auf etwas niedrigeren Niveau. Die IT-Ausgaben sollen 2025 voraussichtlich ein Gesamtvolumen von 1,28 Billionen Dollar erreichen. Dies entspricht einem Anstieg von 8,7 Prozent gegenüber 2024. Bis Ende des laufenden Jahres würden 1,18 Billionen Dollar und damit 6,8 Prozent mehr als 2023 investiert.
Aktuell treibt auch in Europa der zunehmende Aufbau von KI-bezogener Infrastruktur durch Technologieanbieter die Ausgaben für RZ-Systeme in die Höhe. Sie sollen im Jahr 2024 um 11,1 Prozent zulegen und damit erstmals die Marke von 50 Milliarden Dollar übertreffen. Darin enthalten sind die Server-Ausgaben der Anwendungsunternehmen, die infolge der steigenden Nachfrage nach KI-optimierten Systemen voraussichtlich um 25 Prozent steigen.
Mehr Partner, weniger eigene KI-Anwendungen
Im kommenden Jahr wird das Wachstumstempo allerdings auf elf Prozent abgebremst. Ein Grund hierfür mag der begrenzte Erfolg vieler GenAI-Piloten und Proofs of Concept sein. Dies wird nach Ansicht Lovelocks die europäischen Unternehmen veranlassen, ihre GenAI-Anwendungen nicht mehr selbst zu entwickeln, sondern 2025 verstärkt auf Partner zu setzen. Entsprechend soll der Anteil der Ausgaben für IT-Dienstleistungen im KI-Kontext von 78 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 94 Milliarden Dollar im Jahr 2025 steigen.
Mit Blick auf den weltweiten IT-Gesamtmarkt ist der Gartner-Analyst ferner überzeugt, dass die Investition künftig jedes Jahr um 500 Milliarden Dollar zulegen werden. Vor diesem Hintergrund dürfte dann spätestens im Jahr 2028 die Sieben-Billionen-Dollar-Marke überschritten werden.
(axk)