Mail- und VPN-Anbieter Proton wird zu einer Stiftung
Mit dem Schritt möchte der Anbieter seine Unabhängigkeit gegen Begehrlichkeiten möglicher Anteilseigner langfristig sichern.
Die Geschicke des Mail- und VPN-Anbieters Proton werden künftig von einer Stiftung gelenkt. Damit möchten die Gründer um Andy Yen die Unabhängigkeit und Ausrichtung ihrer Firma auch für die Zukunft sicherstellen und sie dem Einfluss profitorientierter Anteilseigner entziehen. Sie haben der neu gegründeten Stiftung genügend Aktien geschenkt, um diese zum Mehrheitseigner der Proton AG zu machen.
Wichtig sei Proton von Anfang an nicht Gewinnstreben gewesen, so Yen im Proton-Blog, sondern eine Mission: Man wolle das Internet mit dem Grundgedanken des Datenschutzes fĂĽr alles ("privacy by default") neu aufbauen und so der Gesellschaft dienen.
Neben seinem Hauptprodukt Proton Mail, das von weiteren Groupware-Angeboten flankiert wird, engagiert sich Proton auch in der digitalen Gesellschaft. So entwickelt das Unternehmen auch Programmbibliotheken zur VerschlĂĽsselung wie OpenPGPjs, bietet VPN-Dienste auch dort an, wo sie nicht profitabel sind und spendet an Datenschutz- und Meinungsfreiheitsprojekte.
Das, so Yen, wird sich durch die neue Gesellschaftsstruktur nicht ändern, sondern sogar noch verlässlicher werden: Die Stiftung als Hauptaktionärin sei darauf ausgelegt, Protons Mission zu verteidigen und gegen äußere Einflüsse wie eine Übernahme durch Investoren zu schützen. Dieses Modell ähnelt oberflächlich dem der Mozilla Foundation oder Signal, unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Aspekt: Geldgeber von außen fehlen, wie Mozillas Werbeerlöse durch Google. Die Proton AG muss also weiter Gewinn erwirtschaften, um die Stiftung zu finanzieren und beider Zukunft zu sichern.
Von Wissenschaftlern gegrĂĽndet
Proton wurde 2014 von drei Wissenschaftlern ins Leben gerufen, die über eine Crowdfunding-Kampagne mehr als 500.000 US-Dollar Startkapital eingeworben hatten. Mittlerweile beschäftigt der Mailanbieter 500 Mitarbeiter und hat nach eigenem Bekunden 100 Millionen Nutzer, viele davon in den kostenlosen Grundversionen der Proton-Produkte. Man wolle jedoch künftig noch schneller wachsen, verspricht der Gründer.
Den umgekehrten Weg – von der gemeinnützigen Organisation zum profitorientierten Unternehmen – will Gründer Sam Altman mit OpenAI vollziehen, das derzeit über verschiedene Dachgesellschaften nicht-kommerziell ist. Altmans Neuausrichtung stößt allerdings nicht nur auf Gegenliebe: Wichtige OpenAI-Mitarbeiter wie Ilya Sutskever und Jan Leike kündigten vor Kurzem.
(cku)