ProtonVPN: Apple zwingt Apps zur Selbstzensur

Der iPhone-Konzern habe ein wichtiges Update blockiert, weil die App-Beschreibung Nutzer angeblich zur Umgehung von Geoblocking ermuntert, so der VPN-Anbieter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 61 Kommentare lesen

Protest in Bangkok gegen den Putsch in Myanmar

(Bild: teera.noisakran/Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 3 Min.

Die Schweizer Firma Proton hat Apple erneut scharf kritisiert: Der iPhone-Hersteller habe plötzlich "wichtige Updates" für die ProtonVPN-App wegen einer kleinen Passage im Beschreibungstext abgelehnt – genau an dem Tag, an dem die Vereinten Nationen Aktivisten in Myanmar zur Übermittlung von Informationen rund um den Militärputsch über sichere Kommunikationskanäle wie Signal und ProtonMail aufgerufen haben.

Neben ProtonMail werde auch ProtonVPN von Nutzern in Myanmar verstärkt genutzt, um die Internet-Sperren des Militärs zu umgehen, heißt es beim Anbieter.

Apple habe ein App-Update des VPN-Clients unter Verweis auf den Passus 5.4 seiner App-Store-Regeln abgelehnt, erläutert Proton. Das Update sei dafür gedacht gewesen, zusätzliche Schutzmechanismen gegen die Übernahme von Accounts zu integrieren, um den Datenschutz zu stärken.

Ein Prüfer des iPhone-Konzerns habe sich spezifisch an einer Passage im Beschreibungstext gestört, in der ein "Herausfordern von Regierungen" angesprochen wird, um "mehr Leuten Online-Freiheiten zu bringen". Das Problem lasse sich ausräumen, wenn die App ihre Nutzer:innen nicht länger dazu ermuntere, "Geoblocking oder Inhaltebeschränkungen zu umgehen", zitiert Proton aus dem Ablehnungsschreiben.

Warum sich Apple plötzlich an dieser Textpassage stört, die offenbar über längere Zeit im Beschreibungstext stand, bleibt unklar. Das erst abgelehnte Update für den VPN-Client wurde inzwischen offenbar in den App Store gelassen, nachdem Proton das "Herausfordern von Regierungen" aus seinem Beschreibungstext gestrichen hat.

Apples Vorgehen sei heuchlerisch, so Proton, schließlich habe der Konzern keine Probleme damit, selbst Regierungen herauszufordern, etwa in Hinblick auf Steuerzahlungen oder Wettbewerbsvorwürfe. Proton sei von Apple auch schon 2019 bei den Protesten in HongKong zur Selbstzensur gezwungen worden, merkt die Firma weiter an.

Proton übt seit längerem öffentlich Kritik an Apple und den App-Store-Regeln: Der Konzern habe ProtonMail im vergangenen Jahr dazu gezwungen, In-App-Käufe zu integrieren, an denen Apple bis zu 30 Prozent Provision verdient. "Wenn wir Nutzer nicht dazu zwingen, höhere Preise durch In-App-Käufe zu zahlen", drohe der Rauswurf, teilte Proton im vergangenen Jahr mit. Die Firma hat sich der "Coalition for App Fairness" angeschlossen, die gegen App-Store-Regeln vorgeht.

[Update 25.3.2021 15:40 Uhr] Gegenüber US-Medien betonte Apple inzwischen, ProtonVPN sei durchgängig in Myanmar zum Download verfügbar geblieben. Man habe das Update der App am 18. März zurückgewiesen und die Änderung verlangt, die neue Version sei dann mit dem geänderten Beschreibungstext am 19. März veröffentlicht worden. Warum Apple ein Update wegen einer Beanstandung des seit offensichtlich seit Monaten so gehaltenen Beschreibungstextes blockiert hat und warum das "Herausfordern von Regierungen" aus dem Text gestrichen werden musste, bleibt unklar.

(lbe)