Provider-Roaming für drahtlose Netze
Öffentliche drahtlose Netze und WLAN-Hot-Spots sind eine feine Sache -- nun will ein Industrie-Konsortium Standards für das WLAN-Roaming schaffen.
Öffentliche drahtlose Netze und WLAN-Hot-Spots sind eine feine Sache -- jederzeit mit dem Laptop ins Internet kommen, E-Mails abrufen und möglicherweise auch Zugriff aufs Firmennetz erhalten, das wäre eine schöne Sache. Einige Firmen treiben auf der einen Seite die Installation so genannter Hot-Spots an wichtigen Plätzen für Geschäftsreisende wie Flughäfen und Hotels voran; auch in Coffee-Shops wie Starbucks gibt es inzwischen WLAN-Zugänge. Auf der anderen Seite existieren private Initiativen wie das Hannoveraner WaveHAN, die frei zugängliche öffentliche WLANs schaffen wollen.
Alles gut und schön, solange die drahtlosen LANs auch wirklich frei und öffentlich zugänglich sind -- kommerzielle Provider wollen aber natürlich einen kontrollierten Zugang schaffen mit Abrechnungsmethoden, über die sie sich für die Bereitstellung der Infrastruktur bezahlen lassen können. Auch das ist grundsätzlich noch kein Problem: Im einfachsten Fall holt man sich an einem Counter etwa im Flughafen User-Name und Passwort ab, nachdem man den Zugang mit Kreditkarte bezahlt hat. Roaming wäre aber einfacher und für die Betreiber auch lukrativer, da es sicherlich die öffentlichen Funk-LANs für viele potenzielle Kunden attraktiver machen würde: Es reichte ein Account bei einem Anbieter, der dann für die Abrechnung mit den Betreibern "fremder" Hot-Spots zuständig wäre. Auch die Mobilfunknetze sind für die meisten Kunden heuztutage ohne automatisches Roaming kaum noch vorstellbar -- der Handy-Boom wäre sicher ohne die Roaming-Vereinbarungen zwischen den einzelnen Anbietern auf internationaler Ebene weit schwächer ausgefallen.
Nun wollen erste Anbieter ähnliche Roaming-Standards und -Vereinbarungen auch für die kommerziellen öffentlichen WLANs schaffen. Zu den Gründungsmitgliedern der Organisation pass-one gehören die WLAN-Internetprovider Wificom, Wayport, FatPort und OpenPoint Networks. Insgesamt 50 Firmen sollen sich der Organisation nunmehr auf einem Meeting angeschlossen haben, darunter die schwedische Telecom-Firma Tele2 und 30 Gerätehersteller, berichtete die Vereinigung. Ab dem 24. Juni sollen auf der Website von pass-one auch die Anträge bereitstehen, um eine Mitgliedschaft im Konsortium oder eine Teilnahme am Standardisierungs-Prozess zu beantragen.
pass-one hat sich jedenfalls viel vorgenommen: Nach eigenen Angaben will man nicht weniger als einen "globalen Standard für drahtlosen Internet-Zugang" schaffen. Als erster Schritt sollen Anbieter von WLAN-Zugängen zum Internet (neumodisch auch gleich WISP genannt, Wireless Internet Service Provider) zertifiziert werden, dass sie einen Mindeststandard von Service-Erfordernissen erfüllen. Dazu gehöre auch, dass mit entsprechend zertifizierten Betreibern Roaming möglich sei. Betreiber, die Mitglied im Konsortium oder am Zertifizierungsprozess beteiligt werden wollen, müssen allerdings für den Rest des Jahres 2002 noch eine Gebühr von 10.750 Euro bezahlen -- ohne dies gibt es keine Zertifizierung.
Eine Arbeitsgruppe des WLAN-Konsortiums WECA arbeitet übrigens ebenfalls an Roaming-Standards für öffentliche WLANs und Hot-Spots -- bislang aber ohne vorzeigbares Ergebnis. Ob die neue Vereinigung schnellere Abhilfe schaffen kann, bleibt abzuwarten. (jk)