Prozess gegen Tauschbörse Kazaa in Australien

Die nächste Schlacht im Feldzug der Musikindustrie gegen Tauschbörsen und deren Software-Hersteller beginnt am Montag Down Under in Sidney.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Erich Bonnert

Sechs australische Platten-Labels haben den Hersteller von Tauschbörsen-Software Kazaa (jetzt im Besitz von Sharman Networks) wegen Verletzung von Vervielfältigungsrechten durch die Kazaa-Benutzer verklagt. Ziel der Klage sei nicht, die Tauschbörse still zu legen, sagte Michael Speck, Sprecher des australischen Industrieverbands "Music Industry Piracy Investigations". Lediglich die illegalen Aktivitäten sollen untersagt werden.

Kazaa-Eigner Sharman behauptet, die Benutzer stets zur rechtmäßigen Nutzung anzuhalten. Man habe jedoch keine Kontrolle über den tatsächlichen Gebrauch der populären P2P-Software. Mit Hilfe von Kazaa lassen sich Musik, Filme und Fernsehprogramme per Internet verbreiten, ohne den Urhebern Gebühren oder Tantiemen dafür zu bezahlen. Die Branchenanwälte wollen nun vor Gericht beweisen, dass Sharman sehr wohl eine Kontrollmöglichkeit über die illegale Software-Nutzung habe.

Die Musikbranche hat bereits in den USA Tauschbörsen verklagt. Zwei Gerichte in Kalifornien haben dabei Grokster und Streamcast Networks von der Haftung für die Nutzer ihrer Software freigesprochen. Ein weiterer Prozess gegen Kazaa in den USA läuft noch. In den Niederlanden hat der oberste Gerichtshof vor etwa einem Jahr befunden, dass Softwarehersteller nicht für die illegale Nutzung ihrer Produkte haftbar seien.

In Australien rechnen sich die Musikverlage allerdings bessere Chancen aus, da es Zivilklägern dort erlaubt ist, selbst Beweismittel sicher zu stellen und vor Gericht zu präsentieren. So hat die Industrie Razzien bei mehreren mit Kazaa verbundenen Firmen und Privatpersonen durchgeführt. Die dabei gefundenen Beweise will ein Experte für Computer-Forensik am kommenden Montag als erster Anklagezeuge dem Richter erläutern. Beobachter rechnen mit einer Prozessdauer von drei Wochen. Das Urteil wird erst im nächsten Jahr erwartet. (Erich Bonnert) / (ad)