Prozessor-Nesthäkchen: Core i7-3820 [Update]

Große Plattform, kleine CPU: Mit dem Core i7-3820 will Intel ab Februar die Einstiegshürde für die neue Flaggschiff-Plattform LGA2011 etwas senken. Anders als die beiden bereits vorgestellten Core i7-3960X und der i7-3930K hat der i7-3820 nur vier statt sechs Kerne. Den Last-Level-Cache hat Intel auf 10 MByte reduziert. Geblieben sind die vier Speicherkanäle und Hyper-Threading. Dafür spielt der Core i7-3820 mit 284 US-Dollar preislich in der Liga der Prozessoren für die Brot-und-Butter-Fassung LGA1155 – die beiden anderen LGA2011-CPUs stehen momentan mit 583 respektive 999 US-Dollar in der Preisliste.

Derzeit wäre der Core i7-3820 sogar günstiger als der i7-2600 (4 Kerne, 3,4 GHz), allerdings stehen bis zur Markteinführung im Februar noch turnusgemäße Preissenkungen aus. Vermutlich landen dann i7-2700K und i7-3820 in etwa auf demselben Niveau. Wobei der i7-3820 – anders als die K- und X-Modelle – keinen offenen Multiplikator hat und sich daher nicht ganz so einfach übertakten lässt. Immerhin erlaubt Intel das Anheben der Turbo-Multiplikatoren um jeweils 4 Stufen und nennt das "Partially Unlocked".

	Core i7-3820	Core i7-3930K	Core i7-3960X
Fassung	LGA2011	LGA2011	LGA2011
Kerne	4+HT	6+HT	6+HT
Cache	10 MByte	12 MByte	15 MByte
Nominaltaktfrequenz	3,6 GHz	3,2 GHz	3,3 GHz
Turbo für 6 Kerne	--	3,5 GHz	3,6 GHz
Turbo für 5 Kerne	--	3,5 GHz	3,6 GHz
Turbo für 4 Kerne	3,7 GHz	3,6 GHz	3,7 GHz
Turbo für 3 Kerne	3,7 GHz	3,7 GHz	3,7 GHz
Turbo für 2 Kerne	3,8 GHz (3,9 GHz)	3,8 GHz	3,9 GHz
Turbo für 1 Kern	3,8 GHz (3,9 GHz)	3,8 GHz	3,9 GHz
alle Werte (in Ermangelung von Datenblättern) ausgelesen mit Intel DX79S[Update] Werte in Klammern laut Intel[/Update]

Auf den ersten Blick etwas irreführend sind die Angaben zur Taktfrequenz innerhalb der LGA2011-Familie: Nominell läuft der neue i7-3820 mit 3,6 GHz und damit 300 MHz schneller als das Flaggschiff i7-3960X. Die Praxis sieht jedoch anders aus, weil Intel per Turbo Boost die Taktstufen in Abhängigkeit der ausgelasteten Kerne definiert: Liegt für genau vier Kerne Arbeit an, takten Core i7-3960X und i7-3820 beide mit 3,7 GHz. Lediglich gegenüber dem "kleinen" Sechskerner i7-3930K kann der Quad-Core einen minimalen Taktvorsprung für sich verbuchen.

Erstaunt hat uns, dass unser Testmuster des Core i7-3820 mit Tubro Boost maximal 3,8 GHz erreicht, während Intel in einem Dokument 3,9 GHz angibt. Dieses Verhalten ließ sich auf drei verschiedenen Boards reproduzieren. Datenblätter hat Intel noch nicht veröffentlicht, und auch die hauseigene CPU-Datenbank kennt den Chip noch nicht.

Auch die Benchmarkergebnisse halten wenig Überraschungen bereit: So liegen bei Single-Thread-Anwendungen alle LGA2011-CPUs und der i7-2700K dicht beisammen. Nutzt ein Programm indes die verfügbaren Kerne voll aus, ziehen die Sechskerner davon. Dem i7-3820 bleibt – unter anderem dank des größeren Caches – der dritte Platz mit hauchdünnem Abstand zu den Quad-Cores für die LGA1155-Fassung.

Ganz anders sieht es bei der elektrischen Leistungsaufnahme aus: Weil Intel für die High-End-Plattform LGA2011 keine integrierte Grafikeinheit vorsieht, kommt man – selbst mit einer sparsamen Radeon HD 6450 – bereits im Leerlauf auf rund 48 Watt. Zum Vergleich: Ein System mit Core i7-2700K kann man mit rund 26 Watt betreiben. Auch unter Volllast gewinnen die i7-3000er-Prozessoren allesamt keinen Stromspar-Blumentopf. Allerdings schluckt das System mit Quad-Core nur 130 Watt und damit sehr viel weniger als die mit Sechskernern Dennoch spezifiziert Intel alle LGA2011-CPUs nominell mit einer TDP von 130 Watt.

	Cinebench		elektrische Leistungsaufnahme
	Multi-Core	Single-Core	Leerlauf	Volllast
LGA2011 (gemessen auf X79A-GD65 8D, X79-Chipsatz, 4x 4 GByte RAM, Radeon HD6450, SSD)
Core i7-3960X	10,53	1,58	49 Watt	178 Watt
Core i7-3930K	10,24	1,53	49 Watt	163 Watt
Core i7-3820	7,22	1,53	47 Watt	131 Watt
LGA1155 (gemessen auf DH67BL, H67-Chipsatz, 2x 4 GByte RAM, integrierte Grafik, SSD)
Core i7-2700K	7,07	1,57	26 Watt	112 Watt
Core i5-2500K	5,42	1,48	23 Watt	92 Watt

(bbe)