Russland soll eigene Spielekonsolen produzieren

Putin will unabhängiger werden von PlayStation, Xbox & Co. Er setzt auf selbst entwickelte Konsolen mit nationalen Inhalten. Weiterer Grund: Sanktionen.

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Person am Play-Station spielen (Symbolbild)

Russland will eigene Konsolen herstellen

(Bild: Shutterstock.com/Tero Vesalainen)

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Der russische Präsident Wladimir Putin hat Mitglieder seines Kabinetts angewiesen, die Entwicklung einer Reihe selbst entwickelter Spielekonsolen zu prüfen. Die Geräte sollen eine Alternative innerhalb der russischen Grenzen, vor allem zu PlayStation und Xbox darstellen. Dies berichtet das Branchenportal Game Rant. Erst im Februar habe die russische Organisation zur Entwicklung der Videospielindustrie (RVI) einen langfristigen Plan vorgelegt, um eine voll funktionsfähige Spielekonsole bis 2027 zu produzieren. Der Kreml wolle diese Vorlage nun offenbar postwendend in die Tat umzusetzen. Nach einem Treffen zur wirtschaftlichen Entwicklung Kaliningrads habe Putin Regierungsbeamte instruiert, die Anforderungen für die heimische Produktion von stationären und tragbaren Spielekonsolen zu untersuchen.

Der russische Machthaber ordnete dem Bericht zufolge zudem die Planung eines entsprechenden Betriebssystems und Cloud-Systems für die Geräte an. Die Einschätzung sei am 15. Juni 2024 fällig. Putin soll den russischen Premierminister Michail Mischustin damit beauftragt haben, diese Aufgaben zu überwachen. Ein Kreml-Sprecher habe bestätigt, dass die Anordnungen darauf abzielen, Russlands heimische Computerspielindustrie weiterzuentwickeln. Der RVI teilte Anfang des Jahres mit, die Beziehungen zu verschiedenen mit Russland verbundenen internationalen Games-Verbänden zu verbessern und den Grundstein für die Entwicklung inländischer Spiele in der Zukunft zu legen. 2022 hatte Russland auch schon Pläne zur Entwicklung eines Unreal-Engine-Konkurrenten präsentiert, um die es aber still geworden ist.

Hauptgrund für die neue Aktion dürfte sein, dass der russische Computerspielemarkt nach dem Angriffskrieg des Kremls auf die Ukraine von Videospielen und Konsolen großer westlicher Firmen weitgehend abgeschnitten worden ist. Im März 2022 kündigte etwa auch Playstation-Hersteller Sony an, Geräte wie die PS5 und Spiele nicht mehr in Russland zu verkaufen und den Playstation Store dort lahmzulegen. Zuvor hatten auch Microsoft (Xbox), Nintendo, Take-Two, Ubisoft, EA, CD Projekt, Epic Games Sanktionen eingeleitet. Derweil bereiten Sony und Microsoft den Start ihrer neuen Konsolengenerationen vor, die bei einem Fortbestand der Strafaktionen offiziell ebenfalls nicht in Russland verkauft werden dürften.

Der Kreml hat sich laut Game Rant in den vergangenen Jahren aber auch an Inhalten westlicher Spiele und Entwickler gerieben. Nun drohten Verbote bestimmter Titel wie "Apex Legends" und "The Last of Us Part 2", weil die russische Regierung darin Pro-LGBTQ-Botschaften wahrnehme, die sie zu bekämpfen suche. Ein russisches Gericht verdonnerte Twitch ferner 2023 wegen der angeblichen Verbreitung von Falschinformationen zum Zahlen einer Geldstrafe. Zuvor hatte sich das Live-Streaming-Videoportal geweigert, Inhalte etwa über zivile Opfer und Militärmethoden im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine zu löschen. Die Hardware-Initiative soll so mit einer Offensive auch für nationale Software und Inhalte verknüpft werden.

(nie)