Qualcomm: "Wir führen bei On-Device-AI"
Qualcomm arbeitete auf seiner Keynote heraus, wie gut sich Snapdragon-Prozessoren für KI-Aufgaben eigenen. Ein wichtiger künftiger Chip kommt aber erst später.
- Florian Müssig
Qualcomm hat seine Computex-Keynote dafür genutzt, die Vorteile seiner Snapdragon-Prozessoren hinsichtlich KI herauszustellen – und zwar nicht für Smartphones, sondern hinsichtlich Notebooks. Wobei diese Trennung eigentlich hinfällig wird: Beide Kategorien sollen künftig nahtlos ineinander übergehen, so Qualcomms Alex Katouzian.
Während Qualcomm im Smartphone-Markt gut aufgestellt ist, tut sich das Unternehmen weiterhin schwer, bei Notebooks zu überzeugen. Obwohl Windows-on-ARM-Geräte schon vor etlichen Jahren auf den Markt gekommen sind, hapert es immer noch am Software-Ökosystem: Es gibt zwar Windows für ARM-Prozessoren, aber kaum angepasste Anwendung. Bestehende x86-Apps müssen dann durch eine Emulationsschicht, die viel Performance kostet.
Der Boom von KI-Anwendungen soll nun bestehende Gefüge verschieben – unter anderem deshalb, weil Qualcomms Snapdragon-Prozessoren schon länger dedizierte KI-Beschleuniger an Bord haben. Die Funktionsblöcke hören auf den Marketingnamen Hexagon und können (wie bei spezialisierten Einheiten üblich) die CPU stark entlasten.
Bei einem Vergleich zwischen einem Intel Core i5-1235U mit Qualcomms Snapdragon 8cx Gen 3 war die Hexagon-Einheit in letztem fünfmal schneller als Intels CPU-Kerne und mehr als zweieinhalbmal schneller als Intel GPU-Kerne. Einen Facetracking-Algorithmus bearbeitete die Hexagon-GPU in Echtzeit mit 140 Milliwatt, während reguläre CPU-Kerne dabei laut Qualcomm rund 20 Watt schlucken.
Mittelfristig geht Qualcomm fest davon aus, dass KI-Performance neben der von CPU und GPU ein drittes wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei Kaufentscheidungen werden wird. Sprach- oder Bilderkennung müsse lokal laufen, und inzwischen laufen sogar heftigere Workloads wie der Bildgenerierer Stable Diffusion mit erträglicher Geschwindigkeit auf Smartphones mit Snapdragon 8 Gen 2 – obwohl dieser in den anderen Aspekten viel schwächer als gängige Notebookprozessoren dasteht.
Oryon kommt später
Die CPU-Leistung hat Qualcomm nicht aus den Augen verloren: Die nächste Generation an Snapdragon-Prozessoren für Notebooks bekommt die leistungsstärkeren Oryon-Kerne, die das übernommene Start-up Nuvia ins Unternehmen eingebracht hat. Die schlechte Nachricht versteckte Qualcomm in einem Nebensatz: Snapdragon mit Oryon-Kernen wird man erst 2024 kaufen können – das war zwar absehbar, doch noch nicht offiziell bestätigt.
Die Verzögerung hat nicht zu unterschätzende Implikationen für Qualcomms selbsternannten Marktführeranspruch hinsichtlich integrierter KI-Einheiten: AMDs auf der CES enthüllter Ryzen 7040U mit eigener KI-Einheit macht sich derzeit zwar noch rar, wird bis 2024 aber sicherlich da sein. Und Intels noch vor Jahresende anstehende nächste CPU-Generation mit Codenamen Meteor Lake bringt ebenfalls eine neue KI-Einheit mit. (mue)