Quantentechnik: Zögerlicher Schritt in die Praxis

Die EU will eine Milliarde Euro investieren, um Phänomene der Quantenmechanik nutzbar zu machen. Die Industrie bleibt skeptisch.

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Auf dem Quantensprung

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Christian J. Meier

Binnen zehn Jahren will ein Forschungsgroßprojekt der EU die Quantentechnik marktreif machen und so die Vorreiter in den USA und Fernost – Google, Intel, Microsoft oder die chinesische Regierung – einholen. Geplantes Budget: eine Milliarde Euro. Während die "erste Quantenrevolution" im 20. Jahrhundert, die Laser, Computerchips und Kernspintomografen brachte, wollen Forscher jetzt Phänomene wie Verschränkung und Superposition von Zuständen nutzbar machen, berichtet Technology Review in seiner neuen Ausgabe (jetzt im Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich). Dafür genügt die pauschale Kontrolle über ein Kollektiv vieler gleichartiger Quanten nicht mehr – jetzt ist die Kontrolle einzelner Quantenzustände gefragt.

Quantentechnik

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Die November-Ausgabe von Technology Review beschäftigt sich in ihrem Fokus mit der "Quantentechnik". Das Heft ist seit 12. Oktober im Handel erhältlich und im heise shop bestellbar. Ein Einblick in die Themen:

Interessantes Potenzial sehen die EU-Strategen unter anderem in der "Quantensensorik". Konventionelle Bildsensoren etwa leiden am "Schrotrauschen". Im Halbdunkel gelingen nur pixelige Aufnahmen. Der Grund: Wenige Lichtteilchen strömen ungleichmäßig, wie Tropfen bei leichtem Regen. Die "Verschränkung" von Photonen behebt die Ursache dieser Fluktuationen, denn sie nimmt den Photonen ihre statistische Unabhängigkeit voneinander. Sie ziehen nun gleichsam an einem Strang. Das nutzten israelische Physiker für ein "Quantenmikroskop", das mit nur 50 Photonen pro Pixel scharfe Bilder macht. Normalerweise braucht es Tausende Photonen pro Pixel. Derart sanfte Mikroskope schonen die Probe, weil sie wenig Wärme erzeugen. Mit noch weniger Photonen pro Pixel fotografierten Forscher um Peter Morris von der Universität Glasgow einen Wespenflügel.

Die Milliardenförderung der EU soll den Schritt in die Praxis für die Quantentechnik beschleunigen. Im Expertengremium des Flaggschiffprojekts sitzen Vertreter von Bosch, Siemens, Ericsson und anderen europäischen Firmen. Aber nur Bosch scheint, mit seinem Magnetfeldsensor Ernst machen zu wollen. Das Engagement vieler anderer Unternehmen bleibt – vorerst – bescheiden.

(jle)