RCS und 30 Jahre SMS: Googles giftiger GeburtsgruĂź an Apple

Google nutzt den 30. Jahrestag des Verschickens der ersten SMS, um gegen Apple zu sticheln. Das Plädoyer für RCS ist allerdings nicht ganz uneigennützig.

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Google Message und Apple iMessage

(Bild: Tada Images / Shutterstock.com)

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Mit einer Stichelei gegen Apple schließt sich Google den Gratulationen zu 30 Jahren SMS an. In einem Blogpost wird der Mitbewerber einmal mehr dazu aufgefordert, den Rich Communication Standard (RCS) als von Google auserkorener SMS-Nachfolger in dessen iMessage-App zu integrieren. Google nennt drei Gründe, warum es Zeit für RCS sei. Allerdings offenbart der Android-Hersteller auch, warum ihn Apples Sturheit so sehr ärgert.

Diesmal ist es Neena Budhiraja, Gruppenproduktmanagerin bei Google für die Nachrichten-App, die sich in den Chor der Google-Mitarbeiter einreiht, die in den vergangenen Monaten und Jahren schon Apple kritisierten. Anlass ist, dass vor 30 Jahren ein Software-Ingenieur das erste Mal eine SMS-Nachricht verschickt hat. Zuletzt hatte Google im August mit einer Kampagne und im Juni nach der Veröffentlichung eines Musikvideos in Richtung Cupertino gestichelt.

Googles Ärger gründet vor allem darauf, dass Apples Vorgehensweise den Versand von Nachrichten an Android-Geräte deutlich unattraktiver gestalte, als wenn Mitteilungen an andere iPhones verschickt werden. Dann wird nämlich nicht Apples eigener iMessage-Dienst verwendet, der den Funktionsumfang eines Messengers hat, sondern das iPhone greift bei Botschaften an Nicht-Apple-Geräte auf die SMS zurück. Nutzer blieben damit in den 1990er-Jahren stecken, kritisiert Budhiraja.

Sie führt drei Gründe ins Feld, die einen Wechsel zu RCS anzeigen. Im Gegensatz zur SMS ermögliche der moderne Standard erstens Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – demnächst auch für Gruppenchats –, wobei das Google nur in seiner eigenen App integriert hat und dies folglich nicht bei allen RCS-Chats zur Verfügung steht. Zweitens könne RCS neben anderen Messenger-typischen Funktionen auch zum Versenden von Fotos und Videos verwendet werden und es werde – ganz im Stile eines Messengers – angezeigt, wenn die Gegenseite einen Text tippt.

Drittens habe RCS einen herstellerübergreifenden Ansatz und werde längst von allen großen Mobilfunkanbietern und Herstellern übernommen – nur eben von Apple nicht. Google ist die treibende Kraft, die den offenen Standard gegen die etablierten Messenger wie WhatsApp und Co. etablieren möchte. Zuletzt wurden im Oktober neue Funktionen bekannt gegeben.

Der iPhone-Hersteller schweigt in der Regel zu den Sticheleien aus Mountain View. Lediglich in einer Fragestunde auf der Code-Conference äußerte sich Apple-Chef Tim Cook im September einmal direkt zum Thema. Einem Fragesteller, der beklagte, dass er mit seiner Mutter, die ein Android-Gerät besitzt, mithilfe seines iPhones nur via SMS kommunizieren könne, riet er, seiner Mutter doch einfach ein iPhone zu kaufen.

Laut des Mobilfunk-Branchenverbands GSM Association sind weltweit 1,2 Milliarden Geräte RCS-fähig. 421 Millionen Menschen nutzen RCS mindestens einmal im Monat. Wie bei der SMS können Mobilfunkanbieter für die Nutzung von RCS zusätzliche Gebühren erheben – aktuell machen das Telekom, Vodafone und Telefonica allerdings nicht. Wie bei Messenger-Apps wird die Nutzung nur auf den Datenverbrauch angerechnet.

(mki)