RCS und Apple iMessage: Warum Google bei grĂĽnen Blasen rot sieht

Google lässt keine Gelegenheit verstreichen, Apple für fehlende RCS-Unterstützung in iMessage zu piesacken. Was es damit auf sich hat.

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Google Messages und Apple iMessage

(Bild: Tada Images / Shutterstock.com)

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Mit einem stichelnden Videoclip, der vom offiziellen Android-Account bei Twitter verschickt wurde, fordert Google Apple einmal mehr dazu auf, den Rich Communication Standard (RCS) in seine iMessage-App zu integrieren. Der Kommunikationsstandard RCS ist im Mobilfunk als Ersatz fĂĽr die klassischen Kurzmitteilungen (SMS) gedacht und bietet Eigenschaften, wie sie aus Messenger-Apps bekannt sind. Apple schweigt das Thema bislang allerdings beharrlich tot.

In dem Video, das knapp elf Millionen Follower des Android-Accounts zu sehen bekamen, bezieht sich Google auf ein neues Video des Musikers Drake. Dieses spielt auf die markanten grĂĽnen Sprechblasen in Apple iMessage an, wenn iPhone-Nutzer zum Beispiel eine Nachricht an den Besitzer eines Android-Smartphones schicken. Statt in Apples Messenger iMessage wird die Nachricht dann auf althergebrachte Art als SMS verschickt und statt in Blau in GrĂĽn markiert.

RCS ermöglicht zum Beispiel Lesebestätigungen, Gruppenchats, Dateiübertragungen, Audionachrichten und ist nach Weiterentwicklungen durch Google Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Damit entspricht RCS dem, was Nutzer auch aus Messengern gewohnt sind.

Apple zeigt wenige bis gar keine Ambitionen, den SMS-Teil seiner Nachrichten-App zu verbessern. In iOS 16 wird iMessage um die Möglichkeit erweitert, Nachrichten nachträglich zu löschen oder zu ändern. Bei den SMS gibt es gerade einmal kleine Erweiterungen für eine Schnittstelle, um SMS-Nachrichten zu filtern und in Unterordner einzugruppieren.

Das Android-Team bezeichnet Apples Art, mit Geräten außerhalb des geschlossenen iMessage-Systems zu kommunizieren, als ein "Phänomen" und Problem. "Wenn nur ein super talentiertes Ingenieurteam bei Apple das Problem lösen würde. Denn das ist ein Problem, das nur Apple lösen kann. Sie müssen eigentlich nur RCS einführen. Das würde die SMS auch sicherer machen. Ich sag's ja nur. Toller Track", heißt es in dem von Musik unterlegten Clip.

Google stänkert in regelmäßigen Abständen gegen Apples beharrliche Verweigerung, sich überhaupt einmal zu RCS zu äußern. Im Oktober 2021 bot der Android-Chef zum Beispiel Apple Hilfe an, RCS in iMessage zu integrieren. Anfang Januar meldete er sich erneut zu Wort und kritisierte, dass Apple Messaging auf allen Geräten schlechter mache. Die neue Botschaft, dass nur Apple das Problem lösen könne, klingt dagegen geradezu resignativ.

Dass Apple sich von Googles öffentlichem Druck beeindrucken lässt, ist nicht zu erkennen. Ganz im Gegenteil könnte das Vorgehen des Mitbewerbers das Unternehmen aus Cupertino eher zu einer Trotzreaktion verleiten, um nicht das Gesicht zu verlieren.

Dass Apple zu Kooperationen mit Steve Jobs’ einstigem Erzfeind bereit und in der Lage ist, zeigen mehrere Beispiele der jüngeren Vergangenheit. So entwickelten Google und Apple zu Beginn der Coronapandemie gemeinsam das Exposure Notification Framework, bekanntlich die Grundlage für das weltweite Corona-Tracing, das in Deutschland in Form der Corona-Warn-App die Nutzer erreichte. Aktuell ziehen Apple und Google zusammen mit weiteren Unternehmen an einem Strang, mithilfe des Fido-Standards die Passwörter zu ersetzen. Bei Apple heißt die Funktion Passkey. Und beide Unternehmen stehen auch Seite an Seite in der Matter-Allianz, mit der ein gemeinsamer Smart-Home-Standard geschaffen wird, um Geräte der jeweils anderen Hersteller steuern zu können. Bis Ende des Jahres möchte Apple Matter bei sich einführen.

Eine Erweiterung des iMessage-Systems auf andere Plattformen schließt Apple für sich aus. Wie im Zuge der gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Apple und dem Spielehersteller Epic bekannt wurde, wird in Cupertino "mehr Schaden als Nutzen" gesehen, iMessage auf Android zu erweitern. Die Einführung von RCS wäre nahezu gleichbedeutend mit einem solchen Schritt Apples, eine eigene App für Android zu veröffentlichen. Konkret wird bei Apple das Risiko gesehen, dass mehr Gemeinsamkeiten die Wechselwilligkeit der Nutzer erhöhen könnten.

Aus deutscher Sicht mag das merkwürdig anmuten, da in vielen Bekanntenkreisen Android-Geräte stärker verbreitet sind als iPhones – folglich greifen iPhone-Nutzer eher zu WhatsApp und anderen Messengern, um jene Vorteile im Messaging zu haben, die iMessage nur unter Apple-Geräten bietet. In den USA lag der Marktanteil Apples im ersten Quartal 2022 aber bei über 51 Prozent. Dadurch ist iMessage dort deutlich populärer und Apple hätte mehr zu verlieren.

(mki)