RIAA-Chefin macht sich stark für Online-Musikvertrieb

In der schnellen Freigabe von Songs und Alben für den kommerziellen Vertrieb im Internet sieht die RIAA-Geschäftsführerin das richtige Mittel gegen den illegalen Musiktausch.

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Von
  • dpa

Die Musikindustrie kann nach Ansicht des US-Branchenverbandes RIAA nur durch stärkere Zusammenarbeit von Plattenfirmen, Verlegern und Künstlern im Kampf gegen den illegalen Musiktausch bestehen. Songs und Alben müssten schnellstens für den kommerziellen Vertrieb im Internet lizenziert, also freigegeben werden, sagte Hilary Rosen, Geschäftsführerin der Recording Industry Association of America (RIAA), am Samstag auf dem Fachkongress Midemnet in Cannes. Europa hinke hier weit hinter der US-Entwicklung hinterher.

Die Musik-Abo-Dienste Musicnet und Pressplay konnten laut Rosen im vergangenen Jahr nur deshalb in den USA starten, weil die Plattenfirmen und Verleger sich über die Lizenzierung der Songs geeinigt hätten. Eine Einigung über die Verteilung der Erlöse "hat den Durchbruch gebracht", sagte Rosen. Internetnutzern in Europa seien diese Dienste noch verschlossen, da sich hier die großen Plattenfirmen noch nicht mit den Verlegern, Komponisten und Künstlern geeinigt hätten.

Die so genannte verpflichtende Lizenzierung könnte eine Lösung sein, meinte David Goldberg, Vizepräsident des Internetdienstes Yahoo. Wenn es eine Verpflichtung für die Rechteinhaber gäbe, Lizenzen für ihre Werke an Internetradios und Online-Musikanbieter zu vergeben, ginge alles viel schneller. Ohne unkomplizierte Lizenzen für die Internetradios in den USA "wäre das Radioprogramm tot".

Nicht alle 1000 Experten aus der Musik- und Onlinebranche, die einen Tag vor der Eröffnung der Musikmesse Midem auf dem Sonderkongress Midemnet diskutierten, teilten diese Ansicht. Einigkeit herrschte lediglich darüber, dass die Musikindustrie bislang zu langsam auf die digitalen Herausforderungen reagiert habe. Doch jetzt sei Land in Sicht, meinte Rosen. Sie sei optimistisch für die Zukunft, zumindest für die USA. "In Europa geht es zu langsam voran".

Doch auch der von ihr proklamierte "Durchbruch" führt noch nicht zu einem Millionen-Dollar-Markt. Abonnentenzahlen wollten weder Pressplay noch Musicnet nennen. "Wir haben ja noch nicht einmal richtig angefangen", sagte Musicnet-Macher Alan McGlade. Immerhin sei der Bestand der Songbibliothek binnen eines Jahres von rund 75.000 auf bis zu 250.000 Musiktitel gewachsen; ähnlich beim Konkurrenten Pressplay, wie dessen Präsident Michael Bell sagte.

Tauschbörsen wie Kazaa hingegen machen angeblich bereits Millionenumsätze. Diese brächten ihnen nicht die Internetnutzer, die die Songs gratis herunterladen, sondern Werbepartner. Werbung könnte auch eine Einnahmequelle für die legalen Musikangebote im Netz sein, meinte Goldberg. Einen anderen Weg geht der britische Service Wippit, der die "einzige legale Tauschbörse Europas" betreibt. Gegen eine Gebühr von rund 6,50 Euro im Monat können sich die derzeit rund 3000 Nutzer aus der Musikbibliothek bedienen, die sie selbst auf dem Wippit-Server bereitgestellt haben. Das Unternehmen bietet so Musik unabhängiger, kleiner Labels, für die es auch Lizenzen hat. (dpa)/ (cp)