Radioastronomie: Störende Leckstrahlung bei Starlink-Satelliten entdeckt

Dass Starlink die Astronomie vielfältig behindern kann, war schon bekannt. Als weitere Störungsquelle wurde jetzt die Bordelektronik der Satelliten ausgemacht.

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Montage aus Starlink-Satelliten über dem LOFAR-Teleskop

(Bild: © Daniëlle Futselaar (artsource.nl))

Lesezeit: 3 Min.

Satellitenkonstellationen wie Starlink von SpaceX können die Radioastronomie nicht nur durch ihre Kommunikation mit den Bodenstationen stören, sondern auch durch Leckstrahlung der Bordelektronik. Das hat ein internationales Forschungsteam mit dem Radioteleskop LOFAR herausgefunden. Bislang war man davon ausgegangen, dass vor allem die Kommunikationssignale der Satelliten astronomische Beobachtungen behindern könnten. Interferenzen durch das elektronische Equipment "hatte man bisher nicht auf dem Schirm", schreibt das Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Der negative Effekt dürfte demnach auch mit der wachsenden Zahl von Satelliten immer größer werden. Weitere Forschung sei nötig.

Die Astronomie beruht auf dem Empfang extrem schwacher Signale aus dem Universum, erklärt die Forschungsgruppe. Von Menschen verursachte Radiosignale können solche mit kosmischem Ursprung um ein Vielfaches überstrahlen. Deshalb werden Radioteleskope an geschützten Standorten errichtet und bestimmte Frequenzbereiche sind auf der Erde für die Radioastronomie reserviert. Der rasche Auf- und Ausbau von Megakonstellationen wie Starlink stelle nun aber eine besondere Herausforderung dar, sagen die Forscher: Denn erstens gelten im All nicht die gleichen Vorgaben und zweitens seien bei jedem Teleskop inzwischen viele möglicherweise störende Satelliten im Beobachtungsfeld.

Mit dem Low Frequency Array, das sich aus Anlagen in ganz Europa zusammensetzt, konnte demnach bei 47 von 69 beobachten Starlink-Satelliten Strahlung zwischen 110 und 188 MHz nachgewiesen werden. Damit ist auch ein geschütztes Band zwischen 150,05 und 153 MHz betroffen, schreibt das Max-Planck-Institut. Weil diese Art von Strahlung nicht durch internationale Regelungen abgedeckt ist, verstoße SpaceX nicht gegen irgendwelche Regeln. Trotzdem müsse daran gearbeitet werden, die Radioastronomie vor derartiger unbeabsichtigter Strahlung zu schützen. Die Forschungsgruppe steht dazu bereits mit SpaceX in Kontakt und lobt das Raumfahrtunternehmen als "gutes Beispiel". Die gesamte Satellitenindustrie müsse dem jetzt folgen.

SpaceX baut Starlink seit 2019 auf, mehr als 4300 aktive Satelliten liefern inzwischen Nordamerika, Europa sowie weiten Teilen Südamerikas, Japan und Australien schnelle Internetverbindungen. Insgesamt hat der Dienst laut SpaceX schon mehr als eine Million Nutzer und Nutzerinnen. Künftig sollen 30.000 Satelliten angeblich vor allem Regionen anbinden, bei denen konventionelle Technik nicht wirtschaftlich ist. Kritik gab es anfangs vor allem an der Lichtverschmutzung durch die vielen am Himmel entlangziehenden Satelliten. SpaceX hat aber bereits zugesagt, diese Störungen zu verringern, wenigstens mit bloßem Auge sollen die Satelliten dann nicht mehr zu erkennen sein. Später war bekannt geworden, dass die Starlink-Antennen sogar die Wettervorhersage stören könnten.

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(mho)