Rätsel gelöst: Kollision erklärt rätselhafte Eigenschaften zweier Sterne

Eigentlich gleichen sich Doppelsterne wie Zwillinge. Wenn das nicht der Fall ist, kann das etwa durch eine riesige Kollision erklärt werden, zeigt sich jetzt.

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Hell leuchtender Stern in orangefarbener Staubwolke

Der Nebel NGC 6164/6165 um den Doppelstern HD 148937

(Bild: ESO/VPHAS+ team/CASU)

Lesezeit: 2 Min.

Eine gigantische Kollision vor wenigen tausend Jahren könnte gleich eine ganze Reihe von rätselhaften Eigenschaften eines Doppelsternsystems erklären, das ansonsten bestehende Theorien vor große Probleme gestellt hätte. Das erklärt die Europäische Südsternwarte ESO, mit deren Instrumenten die Daten gesammelt wurden. Aufmerksam wurden Astronomen und Astronominnen auf das System demnach, weil sich die beiden dort vorhandenen Sterne deutlich unterschieden. Da solche Sterne aber gewöhnlich zusammen entstehen, gleichen sie einander normalerweise wie Zwillinge. Das Forschungsteam geht nun davon aus, dass es dort einst drei Sterne gab, von denen zwei miteinander kollidiert sein. Dabei dürfte auch der "wunderschöne Nebel" entstanden sein, der das System jetzt einhüllt.

Wie die ESO-Astronomin Abigail Frost erklärt, haben gleich mehrere Daten des Systems keinen Sinn ergeben. So habe einer der beiden Sterne deutlich jünger gewirkt, als der andere und gleichzeitig weise er ein Magnetfeld auf, sein Begleiter aber nicht. Außerdem sei es eine Seltenheit, dass zwei Sterne von einem Nebel umhüllt werden, in diesem Fall sei der auch nur 7500 Jahre alt, also hunderte Male jünger als beide Sterne. Schließlich habe man darin große Mengen an Stickstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff gefunden, allesamt Elemente, die man eigentlich im Inneren eines Sterns erwarten würde, aber nicht in dessen Umgebung. Es habe den Anschein, "als ob ein gewaltsames Ereignis sie freigesetzt hätte". Und genau das ist demnach die Erklärung. Vorgestellt wird der Fund im Fachmagazin Science.

Das Team geht davon aus, dass das Sternsystem ursprünglich aus drei Himmelskörpern bestand, von denen sich zwei immer näher gekommen sind. Der dritte habe beide in größerer Entfernung umkreist. Als die beiden inneren schließlich kollidierten, sei daraus ein neuer Stern entstanden, während viel Material nach außen geschleudert wurde. Die Überreste davon würden wir jetzt als Nebel sehen. Gleichzeitig sei der neuentstandene Stern offenbar durch die Verschmelzung magnetisch geworden, was ein Rätsel der Astronomie lösen würde. Denn während masseärmere Sterne wie die Sonne üblicherweise über ein Magnetfeld verfügen, könnten größere das nicht lange halten. Das Magnetfeld muss also vor vergleichsweise kurzer Zeit entstanden sein – durch eben jene Verschmelzung.

(mho)