Rätsel vertieft sich: Radiosignale von extrem langsamem Neutronenstern entdeckt

Sich schnell drehende Neutronensterne senden pulsierende Radiosignale. Werden sie zu langsam, sollten die verschwinden. Das scheint aber nicht immer zu gelten.

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Radioteleskop und ein Neutronenstern

(Bild: University of Manchester)

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Eine internationale Forschungsgruppe hat womöglich den mit Abstand langsamsten Neutronenstern gefunden; für eine Umdrehung braucht er noch einmal mehr als doppelt so lange wie der bisherige Rekordhalter. Das hat die Universität von Manchester publik gemacht und erklärt, dass sich die charakteristischen Radiosignale des Himmelskörpers alle 54 Minuten wiederholen. Dabei sind Neutronensterne dafür bekannt, dass sie für eine Umdrehung nur Sekunden oder gar Sekundenbruchteile benötigen. Worum es sich bei ASKAP J193505.1+214841.0 handelt, ist auch deshalb nicht völlig sicher. Wie das Team einräumt, konnte nicht eindeutig ausgeschlossen werden, dass es sich bei der Quelle des Signals um einen Weißen Zwergstern mit einem außergewöhnlich starken Magnetfeld handelt. Das sei aber aufgrund anderer Gegebenheiten weniger plausibel.

Entdeckt wurde der extreme Neutronenstern mit dem Radioteleskop ASKAP in Australien, als damit eigentlich nach Gammastrahlen und Fast Radio Bursts (FRB) Ausschau gehalten wurde. Bei anschließenden Analysen mit dem Radioteleskopverbund MeerKAT hat sich dann noch herausgestellt, dass das seltsame Objekt drei grundverschiedene Arten von Signalen aussendet. Wenn die nicht von einem einzigen Punkt am Nachthimmel kommen würden, hätte die Gruppe nicht geglaubt, dass sie von einem einzelnen Objekt stammen, erklärt Studienleiterin Manisha Caleb von der Universität Sydney. Das ist demnach etwa 16.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Weitere Messungen sollen nun dabei helfen, die genaue Natur des seltsamen Objekts zu ergründen. Vorgestellt wird der Fund aber erst einmal im Wissenschaftsmagazin Nature Astronomy.

Periodisch wiederkehrende Signale von Neutronensternen oder den Magnetaren mit ihren besonders intensiven Magnetfeldern ergeben sich aus der Eigendrehung der Himmelskörper. Sobald sie sich dabei zu stark verlangsamen, verlischt das Signal. Bis vor Kurzem kannten wir dementsprechend auch nur Signale, die sich maximal innerhalb von wenigen Minuten wiederholten. Dann wurde vor zweieinhalb Jahren ein "geradezu gruseliges" Objekt entdeckt, das alle 18 Minuten für etwa eine Minute zu einer der hellsten Radioquellen am Himmel wird. Anderthalb Jahre später wurde dann sogar ein Signal entdeckt, das nur alle 22 Minuten für fünf Minuten am Himmel auftaucht. Bei beiden war unklar, worum es sich handelt. Die Herkunft solcher langperiodischer Signale sei ein großes Rätsel, heißt es nun zur Entdeckung des nächsten Rekordhalters. Dessen Ergründung werde unser Verständnis der mysteriösesten Objekte des Universums vertiefen.

(mho)