Raspi 5 im c't-3003-Videotest

Deutlich schneller, PCI Express...: Der Raspberry Pi 5 macht vieles besser als der Vorgänger; aber es gibt auch Kritik. c't 3003 hat den Raspi 5 getestet.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Der Raspi 5 ist da: Was kann er besser als der 4er-Vorgänger? c't 3003 hats getestet.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, das ist der Raspberry Pi 5. Wir haben vorab ein Testexemplar bekommen und den neuen Raspi schon mal durch ein paar Benchmarks gejagt. Der Raspi 5 ist wie der Raspi 4 ein vollwertiger Rechner, kostet um die 70 Euro und ist genauso klein, aber viel, viel besser. Klar, schneller sowieso, könnt ihr euch denken, aber er hat auch jetzt erstmals einen PCI-Express-Anschluss, an den man unter anderem SSDs hängen kann. Aber ein paar Nachteile haben wir auch gefunden. Bleibt dran!

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Ja, der Raspi 5, das war jetzt für uns auch eine echte Überraschung, dass der jetzt schon veröffentlicht wurde. Denn der Raspi-Hauptentwickler Eben Upton hatte in Interviews bislang immer gesagt, dass erst ab 2024 mit größeren Neuigkeiten zu rechnen ist. Aber nun also doch jetzt schon. Also "schon", der Raspi 4 ist nun auch über vier Jahre alt und ja, das Ding ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Und dass der Raspi ein Herzensgerät von mir ist, das sieht man ja deutlich an diesem Channel. Über kein anderes Gadget haben wir mehr Videos gemacht. Drei Raspis habe ich übrigens gerade am Laufen.

Man kann ja auch so viele tolle Sachen mit so einem Raspi machen, also Spielkonsolen bauen, einen Homeserver mit zum Beispiel Pi-Hole und Plex, ne Mars-Rover-Steuerung, also wirklich, das ist die Open-Source-Variante des Mars-Rovers, offiziell von der NASA und die benutzt auch einen Raspi. Vieles am Raspi ist besonders, unter anderem, dass viele der Platinen in Europa, genauer in Wales hergestellt werden, was ja wirklich für Elektronik superungewöhnlich ist. Außerdem steckt hinterm Raspi kein kommerzielles Unternehmen, sondern die Raspberry Pi Foundation, eine gemeinnützige Stiftung, die Computerbildung für Kinder und Jugendliche fördern will.

Also ich find's wirklich sympathisch alles. Auch wenn der Ruf der Raspis in den letzten Jahren etwas gelitten hat, weil die Dinger so schlecht lieferbar waren, dass man zum Teil Mondpreise dafür bezahlen musste. Ja, und die Preise haben sich aber inzwischen wieder einigermaßen normalisiert und ja, jetzt kommt der Raspi 5. Den endgültigen Europreis, den haben wir leider noch nicht, aber wir gehen davon aus, dass er in der Version mit 4GB um die oder knapp über 70 Euro kosten wird. Während es den Raspi 4 auch mit 1 und 2 GB gibt, gibt es den 5er vorerst nur mit 4 und 8 GB.

Laut Raspberry Pi Foundation sollte der Raspi 5 ab Oktober bestellbar sein. Mal sehen, ob das wirklich so ist. Statt dem System-on-a-Chip Broadcom BCM2711 gibt es nun den BCM2712. Der hat wie der Vorgänger vier ARM-Kerne, die aber höher getaktet sind und vor allem eine leistungsfähigere Architektur haben. Cortex-A76 statt Cortex-A72. Wir haben den Raspi 5 hier mal neben einem Raspi 4 aufgebaut und ein paar Vergleichstests gemacht. Der Raspi 5 ist auf jeden Fall deutlich schneller. Also wir haben hier zum Beispiel der Jetstream-2.1-Browser-Benchmark. Da ist der Raspi 5 um den Faktor 2,4 mal so schnell wie der Raspi 4. Wir haben mit 7-Zip Kompression getestet bzw. Dekompression. Entpacken und packen, da war der Raspi 5 2,3mal so schnell. Und bei OpenSSL, also Verschlüsselung, sogar fast Faktor 20, weil der das jetzt in Hardware kann. Das ist schon ein großer Unterschied. Und da spielt sicherlich auch mit rein, dass der Raspi 5 mehr CPU-Cache und schnelleres RAM hat. Die ganzen Details stehen übrigens hier in der Tabelle. Drückt gerne die Pause-Taste.

Es stecken nun auch endlich Beschleuniger für Verschlüsselungsfunktionen wie AES im Raspi-SoC. Dadurch laufen Sachen wie OpenSSL und VPNs besser. Der Grafikchip Videocore VII taktet 60% schneller als der Vorgänger. Wie zuvor werden H.265-codierte Videos in Hardware dekodiert. Die Codecs VP9 und AV1 müssen aber leider immer noch in Software dekodiert werden. Das sind die Codecs, die zum Beispiel YouTube hier für Auflösungen ab 1080p und für HDR-Videos verwendet. 4K-Videos auf YouTube konnten wir zwar im Test trotzdem ruckelfrei abspielen; man sieht aber deutlich im Auslastungsdiagramm, wie der Prozessor dann aufdrehen muss. Zum Vergleich, so sieht die Auslastung bei einem H.265-codierten 4K-Video aus. Das ist deutlich weniger, weil es eben in Hardware decodiert wird.

Wie zuvor gibt es wieder zwei MicroHDMI-Buchsen, die jeweils ein 4K-Display mit 60 Hz ansteuern können. Eine große Neuerung ist der neue RP1-IO-Chip. Der kümmert sich unter anderem um USB, PCI Express, Ethernet und die 40-polige GPIO-Leiste. Beide USB 3.0-Ports können jetzt gleichzeitig mit 5 Gigabit pro Sekunde arbeiten. Ganz neu ist der zusätzliche PCI-Express-Anschluss, PCIe 2.0 X1 mit bis zu 500 Megabyte pro Sekunde. Über den optionalen Adapter namens m.2-HAT kann man SSDs dran anschließen. Was natürlich praktisch ist, will man sich mit dem Raspi ein NAS bauen. Beim 4er-Raspi musste man Platten oder SSDs über USB anschließen, was aber auch immer ok funktioniert hat. Ich habe seit zwei Jahren hier ein Raspi-4-NAS mit drei 5-TByte-USB Festplatten völlig stabil laufen. Im Leerlauf, also wenn die Platten gerade nicht hochgedreht sind, kommt das gesamte System hier auf eine Leistungsaufnahme von deutlich unter 10 Watt. Da das System 24/7 läuft, ist das natürlich super, weil das so nur ein paar Euro Stromkosten pro Jahr bedeutet. Ohne angeschlossene Platten, also nur der Raspi mit dem Betriebssystem auf MicroSD, kommt der Raspi 4 im Leerlauf auf lediglich 3 Watt.

Und hier dann jetzt auch der erste Negativpunkt beim Raspi 5. Die höhere Rechenpower braucht natürlich auch mehr Strom. Das Minimum, was wir beim 5er gemessen haben, waren 3,3 Watt. Beim Raspi 4 sind es 2,7 Watt bei ruhendem Desktop. Bei Vollauslastung zieht der Raspi 5 ohne angeschlossene Platte 8,6 Watt. Der Raspi 4 nur 6,4 Watt. Das sind im Leerlauf 22 Prozent mehr und bei Last 34 Prozent. Also ich finde die Werte ganz schön okay. Dafür, dass man sich anguckt, wie viel mehr Leistung der Raspi 5 bringt, sind diese maximal 34 Prozent mehr Leistungsaufnahme völlig okay, würde ich sagen. Was sich nur noch zeigen muss, ist, wie das Ganze mit der Temperatur sich verhält. Wenn man immer einen Lüfter braucht, das wäre natürlich ein ziemliches No-Go. Man muss an den Raspi 5 auch zwingend ein PowerDelivery-fähiges USB-C Netzteil anschließen, das 5 Ampere liefert. Der Vierer-Raspi brauchte kein Power-Delivery -Netzteil. Normales mit drei Ampere reichen hier. Und er braucht im Normalfall auch keinen aktiven Lüfter. Beim Raspi 5 ist das ein bisschen anders. Man kann den zwar ohne Lüfter nutzen. Die Raspberry Pi Foundation rät aber vom lüfterlosen Betrieb in engen Gehäusen ab. Ja, und da ist auch erstmals ein Lüfteranschluss auf der Platine.

Außerdem nicht so schön. Der Raspi 5 ist zwar genauso groß wie der Raspi 4, aber Ethernet und USB Buchse sind vertauscht beim Neuen. Man kann also die alten Gehäuse nicht mehr verwenden, da braucht man ein neues. Ja, und so ein PowerDelivery-Netzteil ist halt auch eine ganze Ecke teurer als ein normales USB-C Netzteil mit 3 Ampere.

Fazit

Bevor ich meine eigene Meinung sage, habe ich noch Christof Windeck nach seiner Einschätzung zum Raspi 5 gefragt. Das ist schließlich die absolute c't-Hardware-Koryphäe. Ich kann hier an dieser Stelle Christofs Podcast Bitrauschen echt empfehlen. Der Link ist in der Beschreibung.

Christof: Der Raspberry Pi 5 bringt jetzt 2023, also vier Jahre nach dem Raspberry Pi 4, ein wirklich großes Update bei der Rechenleistung. Die Bauform bleibt ja gleich. Im Grunde hat man darauf gewartet, auf diesen Chip, der wieder vier Kerne hat, aber eben deutlich stärkere Rechenkerne, die höher getaktet sind, mehr Cache haben. Endlich auch eine Beschleunigung für Krypto-Algorithmen. Da ist er irgendwie um den Faktor 18 schneller als der Vorgänger. Also damit dringt der Raspberry Pi 5 in neue Leistungsbereiche vor. Er ist ja auch ein bisschen teurer.

Das heißt im Umkehrschluss, der Raspberry Pi 4 oder sogar der 3, die bleiben interessant für Projekte, die nicht so viel Rechenleistung brauchen. Der Raspberry Pi 5 ist dann wirklich sozusagen das Rechentier, relativ gesehen zu anderen ARM-Chips. Also er kann natürlich nicht mit einem Desktop PC mit 18 Kernen oder so mithalten, aber er bringt ganz neue Möglichkeiten, wenn es um Rechenleistung geht. Besonders gespannt bin ich auf den Adapter für PCI Express, so dass man an den Raspi endlich eine NVMe-SSD anschließen kann. Nicht nur, damit er schneller startet, sondern weil das auch neue Möglichkeiten eröffnet als kleiner Mini-Home-Server. Das ist zwar jetzt nicht super schnell angebunden, aber besser als alles, was wir bisher kannten. Leider ist der Adapter noch nicht dabei gewesen in unserem Testpaket und ich bin sehr gespannt, was der bringt.

Ja und ich, ich bin echt ziemlich heiß drauf, mehr mit dem Raspi 5 rumzuspielen. Ich habe mir schon fest vorgenommen, eine Woche lang das Teil als Haupt-Arbeitsrechner zu verwenden und werde dazu natürlich auch ein Video machen, was ich da so erlebt habe. Als Heimserver tut es mein alter Raspi 4 allerdings noch locker. Den werde ich erst mal nicht umstellen, vor allem wegen der geringen Leistungsaufnahme. Richtig gespannt bin ich aber auf die Performance vom Raspi 5 als Retro-Spielkonsole. Mit den Linux-Distris, RetroPie oder Batocera konnte man den Vierer ja schon bis ungefähr dem Nintendo 64 ganz gut nutzen. Die Frage ist: Wird mit dem Raspi 5 auch die nächste Konsolengeneration ruckelfrei zu emulieren sein? Also PS2, Gamecube und so was? Aufregend! Was meint ihr? Seid ihr heiß auf den Raspi 5 oder sind Raspis für euch out? Gerne in die Kommentare schreiben. Tschüss!

c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)