Raue Sitten im Telefonmarkt

Die Telekom hat eine einstweilige Verfügung von Tele2 kassiert -- der ehemalige Monopolist darf nicht mehr versuchen, Preselection-Kunden des Wettbewerbers gezielt abzuwerben.

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Von
  • Urs Mansmann

Der Kampf um Preselection-Kunden, die per fester Voreinstellung über einen bestimmten Telekom-Wettbewerber telefonieren, wird offenbar mit immer härteren Bandagen geführt. Telekom-Kunden, die aber Preselection auf einen Telekom-Konkurrenten eingestellt haben, werden von Mitarbeitern des Ex-Monopolisten gezielt angerufen; dabei versucht man sie zum Wechsel zu überreden, so der Mitbewerber Tele2. "Tele2 konnte jetzt mit 250 eidesstattlichen Versicherungen unter Beweis stellen, dass die Deutsche Telekom diese vertraulichen Informationen für Rückwerbemaßnahmen nutzte. In mehr als 10 Prozent der Fälle erklärten Tele2-Kunden sogar, dass sie gegen ihren klar geäußerten Willen wieder auf das Netz der DTAG eingestellt wurden", klagt der Telekom-Konkurrent.

Das Landgericht München hat diese Praxis nun per einstweiliger Verfügung gestoppt. Bei Zuwiderhandlung droht der Telekom ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro, berichtet Tele2. Der Geschäftsführer der Tele2 in Deutschland, Anders Olsson, begrüßte die Entscheidung: "Nach unserer Überzeugung verschafft sich die Deutsche Telekom einen unerhörten Wettbewerbsvorteil, der uns massiv schädigt. Die 250 Kundenberichte, die wir mit eidesstattlichen Versicherungen belegt haben, sind nach unserer Befürchtung nur die Spitze des Eisbergs. Man kann nur erahnen, wie groß die Dunkelziffer tatsächlich ist."

Preselection-Kunden, die von sich aus bei der Telekom anrufen, beispielsweise um zusätzliche Leistungsmerkmale schalten zu lassen, werden ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit auf die bestehende Preselection angesprochen, da die Mitarbeiter dies beim Blick auf das Kundenkonto feststellen können. Meist behaupteten die Telekom-Mitarbeiter im Gespräch, der Kunde verschenke Geld, da die Telekom-Angebote günstiger seien. (uma)