Raumfahrt: USA, China und Arabische Emirate vor Start von Mars-Missionen

In den kommenden Wochen sollen gleich drei Sonden zum Mars geschickt werden. Den Anfang wollen die Vereinigten Arabischen Emirate machen. Europa muss warten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen
Raumfahrt: China, USA und Arabische Emirate vor Start von Mars-Missionen

Der Rote Planet

(Bild: ESA & MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/RSSD/INTA/UPM/DASP/IDA, CC BY-SA 3.0 IGO)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Jahr 2020 bietet wieder einmal günstige Konstellationen, um Missionen zum Mars zu schicken und trotz einer Verschiebung stehen aktuell drei Missionen zum Roten Planeten in den Startlöchern. Zuletzt waren im Jahr 2003 drei verschiedene Sonden zum Mars geschickt worden, damals eine europäische und zwei US-amerikanische. Nachdem die russisch-europäische Mission ExoMars zuletzt auf 2022 verschoben wurde, wollen nun noch die Vereinigten Arabischen Emirate, China und die USA die geringe Entfernung nutzen und Sonden losschicken. Dass dabei jede Menge schiefgehen kann, hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt.

Die bislang meiste Aufmerksamkeit hat mit Abstand der NASA-Rover Perseverance bekommen, unterstützt von der großen Presseabteilung der US-Weltraumagentur. Es dürfte auch das technisch ambitionierteste der drei Vorhaben sein, die NASA hat aber mit großem Abstand auch auf die größte Erfahrung mit Missionen zum Roten Planeten. So gleicht Perseverance dem erfolgreichen Vorgänger Curiosity, der seit 2012 unermüdlich auf dem Mars unterwegs ist und nach Spuren von Leben sucht. Auf dessen Arbeit aufbauend soll der Rover den nächsten großen Schritt in der Erforschung unseres Nachbarplaneten vorbereiten.

Hirise: Die Vielfalt des Mars (31 Bilder)

Eine der jüngsten Aufnahmen vom Mars
(Bild: NASA/JPL/University of Arizona)

Perserverance soll ab dem 30. Juli starten – das dafür vorgesehene Zeitfenster reicht bis zum 15. August – und am 18. Februar auf dem Mars landen. Dafür wurde der sogenannte Jezero-Krater ausgewählt, der etwas nördlich des Äquators am Rand der Tiefebene Isidis Planitia liegt und früher ein See war. Mindestens ein Marsjahr (rund 687 Erdentage) soll der Rover dort forschen und unter anderem den Boden anbohren sowie Gesteinsproben entnehmen. Die wird er in speziellen Behältern direkt auf der Oberfläche ablegen, damit sie als erste Proben überhaupt zur Erde zurückgebracht werden können. Als Technologiedemo bringt Perserverance noch den Mini-Hubschrauber Ingenuity mit, der erstmals Bilder aus der Vogelperspektive zur Erde schicken soll.

Fahrplan der Hope-Sonde

(Bild: UAE Space Agency)

Ein paar Wochen vor der US-Sonde soll schon kommende Woche (am 15. Juli) vom Tanegashima Space Center in Südwest-Japan mit der Emirates Mars Mission (EMM) die erste interplanetare Raumfahrtmission einer arabischen Nation starten. Verantwortlich für die Mission ist ein Team aus Ingenieuren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, das mit Partnern aus aller Welt kooperiert. Ihre Sonde heißt Hope (مسبار الأمل) und soll im Februar 2021 – zum 50. Jahrestag der Staatsgründung – in eine Umlaufbahn um den Mars eintreten. Dort soll sie das erste vollständige Bild des Marsklimas über ein komplettes Marsjahr aufzeichnen.

Künstlerische Darstellung der Hope-Sonde am Mars

(Bild: UAE Space Agency)

Aus seinem großen elliptischen Orbit soll die Sonde fast den kompletten Planeten in jedem etwa 55-stündigen Umlauf erfassen können, fasst das US-Fachmagazin Nature die Besonderheiten der Mission zusammen. Frühere Sonden hätten lediglich Schnappschüsse machen können. Die Forscher wollen dadurch unter anderem besser verstehen, wie der Rote Planet seine einst dicke Atmosphäre verloren hat und außerdem auch bemannte Flüge vorbereiten. Die gesammelten Daten sollen der internationalen Gemeinschaft ohne Zeitverzögerung zur Verfügung gestellt werden, schreibt Nature noch.

Als dritte Mission ist die chinesische Sonde Tianwen-1 geplant, übersetzt etwa "Fragen an den Himmel". Chinas zweiter Versuch besteht gleich aus einem Orbiter, einem Lander und einem Rover, mit insgesamt 13 wissenschaftlichen Instrumenten, wie Nature schreibt. Das Wissenschaftsmagazin hebt hervor, wie zugeknöpft sich das Reich der Mitte gegeben habe, weshalb wichtige Informationen nicht öffentlich bekannt sind. Als Zielort wurde demnach aber die Ebene Utopia Planitia genannt, als Missionsdauer sind 90 Marstage (von etwas mehr als 25 Stunden) geplant. Der Orbiter soll demnach zuerst die Verbindung zur Erde gewährleisten und später in einen tieferen Orbit einschwenken.

NASA-Rover Curiosity auf dem Mars (25 Bilder)

Curiositys Blick auf die eigenen Spuren im Marssand
(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Europa kann das aktuelle Startfenster dagegen nicht nutzen, die gemeinsam mit Russland geplante Mission ExoMars soll erst im nächsten 2022 starten. Ob die drei anderen ihr Ziel erreichen, wird sich zeigen müssen. Die Erforschung des Mars jedenfalls ist eine Geschichte voller Fehlschläge, zuletzt stürzte 2016 der ESA-Lander Schiaparelli ab. China hatte schon 2011 die erste Sonde in einen Marsorbit schicken wollen, der Start an Bord der russischen Sonde Fobos-Grunt misslang aber.

Das bislang letzte günstige Zeitfenster für Marsflüge, in dem drei erfolgreiche Starts gelungen waren, war 2003, als die Europäische Weltraumagentur Mars Express zum Roten Planeten schickte (wo der mitgeführte Lander Beagle 2 aber abstürzte) und die NASA die überaus erfolgreichen Sonden Spirit und Opportunity. Gegenwärtig sind sechs Sonden im Orbit des Mars aktiv (neben Mars Express noch Mars Odyssey, Mars Orbiter Mission beziehungsweise Mangalyaan, der ExoMars Trace Gas Orbiter, der Mars Reconnaissance Orbiter und Maven), zwei forschen auf der Oberfläche (Curiosity und InSight).

(mho)