Rechenzentrum soll 30 Prozent weniger Energie schlucken
Mit einem ganzen Bündel von Sparmaßnahmen hat der Hosting-Dienstleister Host Europe sein neues Rechenzentrum in Köln energetisch optimiert.
Dank steigender Energiepreise und fehlendem Schnee im Winter redet man zurzeit gerne und viel über das Energiesparen, auch in Rechenzentren. Die Firma Host Europe erläutert am Beispiel ihres neuen Rechenzentrums in Köln, wie viel Aufwand nötig ist, um rund 30 Prozent der bisher für den Betrieb eines vergleichbaren Rechenzentrums nötigen Energiemenge einzusparen.
Das neue Gebäude am Host-Europe-Standort nahe dem Flughafen Köln/Bonn bietet 2500 Quadratmeter Platz für zunächst 6000 und später bis zu 18.000 Server. Im Stockwerk über den eigentlichen Serverräumen sind Büros untergebracht. Das ganze Gebäude ist entsprechend der Energieeinsparverordnung (EnEV 2007) isoliert. Das reduziert im Winter den Aufwand für die Heizung und im Sommer den Kühlbedarf. Die Abwärme der Server und der Klimaanlage wird zur Heizung der Büroräume und zur Warmwasserbereitung genutzt.
Laut Host Europe kommt bei Stromversorgung und Klimatisierung besonders sparsame Technik zum Einsatz: Die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) arbeitet statt mit Doppelwandlertechnik mit Delta-Wandlern (Delta Conversion On-Line UPS), die einen höheren Wirkungsgrad erreichen. In jedem Serverraum stehen 13 Klimaschränke, die 80 Kilowatt Kühlleistung n+1-redundant vorhalten. Durch regelbare Ventilatoren und die Möglichkeit zum Mischbetrieb im Kühlflüssigkeitskreislauf (Rückkühlfläche: 40.000 Quadratmeter) sinkt der Leistungsbedarf der Verdichter in den Klimaschränken bei Außentemperaturen unterhalb von 18 Grad Celsius ab, unterhalb von 6 Grad Celsius können die Kompressoren ganz abschalten.
Auch die Luftführung im Rechenzentrum wurde optimiert: Durch Verlegung der meisten Kabel in Schienensystemen oberhalb der Server-Racks statt im Doppelboden bleibt in diesem Boden mehr Platz für Kaltluft. Die Racks sind konsequent nach dem Prinzip der kalten und warmen Gänge angeordnet: In kalten Gängen strömt durch Lochrasterplatten aus dem Boden Kaltluft, die die Server frontseitig ansaugen; oberhalb der warmen Gänge wird die erwärmte Luft abgesaugt. Die bessere Trennung der kalten und warmen Luftströme soll ebenfalls die Energieeffizienz steigern. Auf dem Webserver von Host Europe gibt es einige Flash-Animationen, die das Rechenzentrum zeigen.
Weitere Sparmöglichkeiten ergeben sich in Rechenzentren durch den Einsatz besonders sparsamer Server, doch solche Geräte sind oft etwas teurer als gewöhnliche. Bei heutigen Energiepreisen amortisieren sich die höheren Anschaffungskosten für Stromspartechnik bei Servern oft nicht, und deshalb kommt sie auch nicht zum Einsatz. Im harten Geschäft mit Mietservern besteht kein Spielraum für freiwillige Ausgaben zum Umweltschutz, solange die Kunden nicht bereit sind, dafür auch extra zu zahlen. Außerdem trägt die Nutzung virtueller Maschinen zum Energiesparen bei, weil die meisten Computer bei höherer Auslastung effizienter arbeiten und auch weniger Hardware produziert werden müsste; viele Kunden wollen aber unbedingt exklusiven Hardware-Zugriff, weshalb in den Schränken der Hoster typischerweise tausende möglichst billiger Server stecken, die größtenteils bei minimaler Auslastung rund um die Uhr Strom verheizen. (ciw)