Cebit

Red Hat Enterprise Linux 5 im Anflug

Wohl zur CeBIT will Red Hat die nächste Version seiner Linux-Distribution einführen. Sie enthält neben der Virtualisierungstechnik Xen auch Cluster-Unterstützung, deutlich neuere Software und verbessert die Hardware-Unterstützung.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Red Hat will am Mittwoch kommender Woche die nächste Version seiner auf Unternehmenskunden zielenden Linux-Distribution Red Hat Enterprise Linux 5 (RHEL5) einführen. Das geht aus Berichten verschiedener US-Medien hervor; zufällig hat der Linux-Distributor aber auch am Vorabend des CeBIT-Beginns zu einer Pressekonferenz auf das Messegelände geladen. RHEL 5 dürfte daher wohl auch auf der Messe zu sehen sein. (Einen Überlick über Open Source auf der CeBIT finden Sie auf heise open.)

Virtualisierung mit Xen zählt laut Red Hat zu den wichtigsten Neuheiten von RHEL5 – damit schließt der Linux-Distributor wieder zum ärgsten Konkurrenten Novell auf, der mit Suse Linux Enterprise 10 (SLES10) bereits seit Sommer vergangenen Jahres mit Unterstützung von Virtualisierung durch Xen trommelt. In einigen Varianten von RHEL5 sind nun das Cluster-Dateisystem GFS2 und für die Cluster-Administration nötige Programme enthalten; für RHEL4 gab es sie nur optional, nachdem sich Red Hat Cluster-Know-how mit Sistina eingekauft hatte und das GFS (Global File System) wieder unter die GPL stellte. Neu in RHEL5 sind auch die Unterstützung von iSCSI-RAID-Arrays, InfiniBand mit Remote Direct Memory Access (RDMA), die Debugging- und Performance-Messtools SystemTap und Frysk, der Einsatz von Kexec und Kdump sowie Verbesserungen am Sicherheits-Framework SELinux.

Bei RHEL5 wurde ferner der komplette Software-Stack im Vergleich zu der mittlerweile über zwei Jahre alten Version 4 deutlich aktualisiert. In weiten Teilen ähnelt die Software-Ausstattung der von Red Hat unterstützten Community-Distribution Fedora Core 6, die als Basis für RHEL5 dient. Als Kernel kommt eine angepasste und um allerlei Funktionen erweiterte Linux-Version 2.6.18 zum Einsatz. GNOME 2.16 dient als Standard-Desktop; KDE liegt ebenfalls bei. Schicke 3D-Effekte auf dem Desktop realisieren Compiz zusammen mit den AIGLX-Erweiterungen von X.org 7.1.

Ab RHEL5 soll sich das Angebot wohl fortan in Client- und Server-Versionen aufteilen, von denen es dann wiederum verschiedene Varianten mit unterschiedlicher Software-Ausstattung geben soll; bei den Clients war bei der ersten Beta noch von den Ausgaben Desktop, Workstation und Virtualization die Rede, beim Server von Cluster, Cluster Storage und Virtualization. Wie genau sich das Angebot aufteilt, dürfte Red Hat aber wohl erst zur CeBIT zeigen, auf der sich auch zahlreiche andere Unternehmen aus dem Linux-Umfeld tummeln. Alle Distributionsvarianten sollen die Architekturen i386 und x86_64 (x64) unterstützen; für Itanium oder PPC/PPC64 dürften sich nur einige der Server-Ausgaben eignen.

Unterdessen arbeiten andere Linux-Projekte bereits um RHEL5 herum. Scientific Linux hat schon Ende Februar eine Alpha-Version von Scientific Linux 5.0 veröffentlicht; das CentOS-Projekt bisher nur eine nicht-öffentliche Beta-Version von CentOS 5 im Angebot, will jedoch wohl in Kürze (möglicherweise noch am heutigen Mittwoch) eine öffentliche Beta herausbringen. Beide Distributionen verwenden die Quellen der Vorabversionen von RHEL5, ersetzen aber durch Red-Hat-Trademarks geschützte Bestandteile wie die Red-Hat-Logos in den SRPM-Paketen durch eigene. Anschließend kompilieren sie die Pakete neu; das soll zu einer vollständig zu RHEL5 kompatiblen Distribution führen, die die Projekte kostenlos zum Download anbieten und genau wie Red Hat rund sieben Jahre pflegen wollen. Das Fedora-Projekt will unterdessen bald die bisher in Fedora Extras betreuten Zusatz-Software im Form von RPM-Paketen nun auch für RHEL5 und die kompatible Distributionen anbieten; erste RPMS der Extra Packages for Enterprise Linux (EPEL) genannten Initiative sind seit einigen Tagen in einem für die Entwickler gedachten Test-Depot verfügbar. (thl)