Red Hat unterstützt Linux-Integration von Xen

Der Linux-Distributor Red Hat möchte helfen, die Virtualisierungslösung Xen bereits in den nächsten zwei Monaten in den Linux-Kernel zu integrieren. Dazu hat der Linux-Spezialist eigens sechs neue Mitarbeiter eingestellt.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Der Linux-Distributor Red Hat möchte die Integration der Virtualisierungslösung Xen in den Linux-Kernel vorantreiben und hat eigens dazu sechs neue Mitarbeiter eingestellt. Das gab Brian Stevens, seit kurzem Chief Technology Officer (CTO) bei Red Hat, gegenüber eWeek bekannt.

Mit Xen lassen sich auf einem PC mehrere Betriebssysteme parallel auf einem System betreiben. Ähnliches ermöglichen Programme wie VMWare, Bochs oder User-Mode-Linux. Diese nutzen jedoch einen anderen Ansatz zur Emulation, der die Client-Systeme teilweise deutlich ausbremst. Bei Xen soll der Einfluss auf die Performance deutlich geringer sein.

Bisher ist Xen noch nicht im Linux-Kernel enthalten, einige Distributionen – darunter Suse Linux 9.3, 10.0 und das im Wesentlichen von Red Hat entwickelte Fedora Core 4 – liefern es jedoch bereits mit. Die Xen-Entwickler hatten bereits Ende vergangenen Jahres um die Integration in Andrew Mortons experimentelle mm-Kernelreihe ersucht – nach einiger Kritik an der genauen Art der Integration in die Linux-Quelltexte haben die Xen-Entwickler davon jedoch wieder Abstand genommen und versucht, die Kritikpunkte bei der Entwicklung von Xen 3.0 auszuräumen.

Red Hat will hier nun tatkräftige Untersützung liefern und diese sowie alte und neue Kritikpunkte rund um die Aufnahme in den Kernel schnell lösen; das Unternehmen hofft, dieses Ziel bereits in zwei Monaten zu erreichen und setzt dabei auch auf Unterstützung aus der Open-Source-Gemeinde. Ganz uneigennützig dürfte das Engagement nicht sein, plant Red Hat doch für Februar 2006 die nächste Version vom Fedora Core. Sie soll das neue Xen mitbringen. Da diese Fedora-Version jedoch vermutlich die Basis für das Ende nächsten Jahres erwartete Red Hat Enterprise Linux 5 (RHEL5) bilden wird, kommt der Xen-Unterstützung eine größere Bedeutung zu; Xen soll wohl eines der wichtigsten neuen Features für RHEL5 sein.

Xen 3.0 war ursprünglich bereits für August geplant – die Unterstützung von PAE und Intels in Kürze erwarteter Virtualisierungstechnik Vanderpool (VT) seien jedoch erst spät eingeflossen und hätten die Fertigstellung, die nun für Dezember anvisiert sei, verzögert. Der Code für AMDs Vanderpool-Gegenstück Pacifica hingegen funktiniere auch schon gut, soll laut dem Leiter der Xen-Entwicklung und Gründer von Xensource, Ian Pratt jedoch nicht mehr in Xen 3.0 einfließen. Beide Techniken sollen Xen ermöglichen, auch ein unmodifiziertes Windows zu starten – bisher konnten unter Xen nur modifizierte Betriebssysteme wie Linux und einige BSD-Derivate laufen.

Pratt begrüßt die erweiterte Unterstützung durch Red Hat – er weist jedoch darauf hin, dass auch HP, IBM und Novell/Suse die Xen-Entwicklung schon länger aktiv unterstützen. Auch AMD, Intel und Sun beteiligen sich an Xen; kurioserweise hat Intel wohl den Code zur Unterstützung der 64-Bit-Befehlssatzerweiterung x86-64 (je nach Hersteller auch AMD64, EM64T oder x64 genannt) beigesteuert. Sie ist in vielen aktuellen AMD- und Intel-Prozessoren vorhanden, wurde jedoch ursprünglich von AMD entwickelt.

Andrew Morton, der zusammen mit Linus Torvalds die Entwicklung des Linux-Kernel 2.6 leitet, hat laut eWeek bereits seit längerem ein neues Ersuchen der Xen-Entwickler um die Aufnahme von Xen in den Kernel erwartet. Laut Pratt sei dies in den vergangenen Monaten jedoch nicht sinnvoll gewesen, da die neue Version von Xen noch größere Änderungen erfuhr. Das Gröbste sei nun aber geschafft. Wie die störungsfreie Integration in den Kernel jedoch abläuft, vermag auch Morton nicht vorauszusagen – so buhlt mit Reiser4 ein neues Dateisystem bereits seit längerem um die Aufnahme in den Kernel, scheitert aber bisher unter anderem an der Kritik am Quellcode durch einflussreiche Kernel-Entwickler. (thl)