Reddit vs. Wall Street: Aktie von Gamestop sackt deutlich ab

Die Gamestop-Aktie, um die sich Hedgefonds und eine Anlegercommunity einen Börsenkrieg liefern, hat am Dienstag zeitweise über 60 Prozent an Wert eingebüßt.

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(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Die Aktie der Videospielshop-Kette GameStop, die zum Symbol eines Kräftemessens zwischen Hedgefonds und einer Anleger-Community geworden ist, hat am Dienstag zeitweise um rund 60 Prozent nachgegeben. Bereits am Montag war der Kurs an der Frankfurter Börse um ungefähr 30 Prozent gesackt. Nach dem Absturz am Dienstagnachmittag setzte aber wieder eine leichte Aufwärtstendenz ein, aktuell notiert die Aktie um die 90 Euro. Vergangenen Donnerstag lag die Aktie noch bei deutlich über 400 Euro, Anfang Januar waren es 14 Euro.

Aktien unter anderem von Gamestop und AMC waren in den vergangenen Wochen vor allem bei Usern der Plattform Reddit besonders gefragt. Dabei stellten sie sich gegen sogenannte Shortseller (zu Deutsch Leerverkäufer) wie Citron Research und Melvin Capital, die massiv auf fallende Kurse der besagten Unternehmen gewettet hatten. Daraufhin schossen die Aktienkurse nach oben und einige Hedgefonds erlitten extrem hohe Verluste, die sich aktuell auf rund 20 Milliarden US-Dollar belaufen sollen.

Inzwischen hätten die Leerverkäufer ihre Positionen an der GameStop-Aktie aber deutlich reduziert, schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf Daten des Finanzdienstleisters S3. Demnach hätten die Shortseller ihre Quote, mit der sie auf fallende Kurse spekuliert hatten, mittlerweile auf 53 Prozent der handelbaren Aktien gesenkt. Zeitweise waren auf deutlich über 100 Prozent der Aktie Short-Positionen eingegangen worden.

Ein Leerverkauf bezeichnet die Strategie, sich Aktien zu leihen, in der Hoffnung auf fallende Preise weiterzuverkaufen – um sie dann, wenn die Leihvereinbarung fällig wird, günstiger wieder einzukaufen und zurückzugeben. Steigt aber der Preis, dann macht der Leerverkäufer Verluste.

Wenn ein anderer Anleger auf die beim Leerverkauf abgestoßenen Aktien ebenfalls eine solche Wette eingehe, dann könne der Bestand an Leerverkaufspositionen auch über dem der vorhandenen Aktien liegen, erklärte ein Sprecher des Deutschen Aktieninstituts gegenüber heise online. In Deutschland sind solche Leerverkaufspositionen ab 0,1 Prozent der Zahl der Aktien meldepflichtig bei der Finanzaufsicht Bafin, ab 0,5 Prozent besteht Anzeigepflicht im Bundesanzeiger, so das Aktieninstitut.

In der Community r/wallstreetbets auf Reddit, gewissermaßen dem Herzen der Anlegerbewegung, setzen offenbar viele weiter voll auf Kaufen und Halten der Gamestop-Aktie. In einem vieldiskutierten Beitrag wird den Hedgefonds vorgeworfen, sie würden den Preis künstlich drücken. Dabei würden sie einer "Short ladder" genannten Strategie folgen und sich gegenseitig die Aktien in hoher Geschwindigkeit hin und her schieben.

Zugleich hätten die Handelseinschränkungen bei Tradingapps wie dem inzwischen stark in die Kritik geratenen Robinhood den Kleinanlegern die Chance genommen, dagegenzuhalten. Und nicht zuletzt verdächtigt man auch die Hedgefonds, das Ausmaß ihrer Leerverkäufe zu verheimlichen.

Tradingapp Robinhood teilte derweil mit, weitere 2,4 Milliarden US-Dollar bei Investoren eingesammelt zu haben. Inklusive einer Finanzspritze vom Freitag beliefen sich die zuletzt neu eingeworbenen Mittel damit nun auf 3,4 Milliarden Dollar, erklärte das US-Unternehmen im Firmen-Blog. Robinhood steht angesichts des jüngsten Spekulationsbooms unter erhöhtem Druck, Sicherheiten für das massiv angestiegene Handelsvolumen zu besorgen, das über die App abgewickelt wird.

Einem Bericht von politico nach soll Robinhood-CEO Vlad Tenev am 18. Februar bei einer Anhörung im Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses zum Gamestop-Börsenkrieg Rede und Antwort stehen. US-Politiker wie etwa die ausschussleitende Demokratin Maxine Waters hatten den Verdacht geäußert, dass Hedgefonds Robinhoods Einscheidung für Handelseinschränkungen beeinflusst haben könnten. Oft wird dabei der Finanzdienstleister Citadel genannt, der unter anderem einen Hedgefonds betreibt und Handelssysteme anbietet. Als Market Maker pflegt das Unternehmen auch eine enge Beziehung zu Robinhood. Citadel hatte Berichten nach bislang verneint, für die Einschränkungen verantwortlich zu sein. (Mit Material der dpa) / (axk)