Regierung: Stromverbrauch von Rechenzentren dĂĽrfte sich bis 2037 verdoppeln
Datenzentren in Deutschland verbrauchen derzeit rund 20 TWh pro Jahr. 2037 werden es 39 TWh sein, schätzt die Bundesregierung. KI-Anwendungen sind der Treiber.
(Bild: Timofeev Vladimir/Shutterstock.com)
Die Bundesregierung erwartet in den nächsten Jahren einen enormen Anstieg des Energiebedarfs durch Entwicklungen und Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). Sichtbar werde dies an Rechenzentren, schreibt die Bundesregierung in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zu digitalen Technologien. Aktuell liegt der Stromverbrauch von Rechenzentren in Deutschland bei etwa 20 TWh pro Jahr. Bis 2037 dürfte sich diese Menge fast verdoppeln auf rund 38 TWh, berichtet das federführende Bundeswirtschaftsministerium. Es beruft sich dabei auf den aktuellen Entwurf des Szenariorahmens Strom, der auf einer Marktabfrage unter den Übertragungsnetzbetreibern beruht.
Für 2045 schätzten die großen Netzbetreiber den Stromverbrauch durch Rechenzentren sogar auf 88 TWh, geht aus der Antwort hervor. Eine Bestätigung dieser Zahlen durch die Bundesnetzagentur stehe aber noch aus. Auch die Verfasser der Studien des Borderstep-Instituts für den Branchenverband Bitkom gingen von einem Strombedarf hiesiger Datacenter bis 2030 zwischen 25 und 35 TWh pro Jahr aus. Laut aktuellen Borderstep-Zahlen ist der Verbrauch von 11 TWh vor zehn Jahren auf inzwischen 18 TWh nach oben gegangen. Parallel sei aber auch die Effizienz hiesiger Systeme um das Sechsfache gestiegen, weil die Leistung durch modernere Hard- und Software deutlich habe erhöht werden können.
Stromnetz Berlin: Vom Windhund zur Repartierung
Um die Energieversorgung von Rechenzentren sicherzustellen, sollten potenzielle Standorte möglichst frühzeitig in der Stromnetzplanung berücksichtigt werden, hebt die Regierung hervor. Sie begrüße daher den Prozess der Marktabfrage im Rahmen der Netzentwicklungsplanung. Der daraus resultierende Netzausbau werde mit dem Bundesbedarfsplan auf eine gesetzliche Basis gestellt. Generell unterliege der in den nächsten Jahren zu erwartende Anstieg des Energiebedarfs durch KI-Entwicklungen und -Anwendungen erheblichen Unsicherheiten. Es sei jedoch grundsätzlich davon auszugehen, "dass die fortschreitende Digitalisierung zu einem Anstieg des Stromverbrauchs führt".
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Aufgrund des steil nach oben gehenden Bedarfs will das Stromnetz Berlin als Verteilnetzbetreiber der Hauptstadt Nachfrager nicht mehr nach dem "Windhundverfahren" bedienen, wobei Anträge in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet werden. Hintergrund: Um die in Berlin geplanten Rechenzentren zu versorgen, würde auch die anvisierte Verdoppelung der Stromkapazität auf 4 Gigawatt (GW) bis 2035 nicht ausreichen. Insgesamt summieren sich die Anschlusswünsche derzeit schon auf 2,8 GW. Künftig soll die Kapazität, die mit dem planmäßigen Netzausbau verteilt werden kann, unter allen Antragstellern nach deren realistischem Bedarf aufgeteilt werden ("Repartierung"). Start für das Zuteilungsverfahren für die nächsten zehn Jahre ist April 2025.
(olb)