Reise-Plattform CouchSurfing.com offline

Die Non-Profit Reise-Plattform für Abenteuerlustige ist vergangene Woche Opfer eines irreparablen Festplatten-Crashs geworden. Fehlende Backups machen eine Datenwiederherstellung unmöglich. Gründer Casey Fenton will aber einen Neustart wagen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 284 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Seit Dienstag ist die Reise-Plattform CouchSurfing.com offline. Über die Online-Community wurden abenteuerlustige Reisende mit hilfsbereiten Privatpersonen zusammengeführt, die auf freiwilliger Basis kostenlos eine Stadtführung, ein gemeinsames Abendessen oder gar eine Übernachtungsmöglichkeit ("Couch Surfing") boten. Das Zusammentreffen widriger Umstände hat zum Verlust wesentlicher Daten geführt, die Datenbank des Non-Profit-Projekts ist nicht wiederherstellbar. Über 90.000 User in aller Welt haben ihre teils aufwendig gestalteten Profile verloren.

Komplett aufgeschmissen sind dabei jene Reisenden, die sich bereits mit Gastgebern verabredet hatten, aber die Kontaktdaten im Vertrauen auf CouchSurfing.com nicht notiert hatten. Sie haben zwar theoretisch eine Übernachtungsmöglichkeit, nicht jedoch deren genaue Adresse und können mit ihren Gastgebern nicht in Kontakt treten. Für diese Gruppe der "CouchSurfing Refugees" gibt es regionale Online-Foren. Wer noch nicht aufgebrochen ist, findet möglicherweise im Hospitalityclub neue Kontakte. Dieses ähnlich gelagerte Projekt ist zwar älter und größer, in manchen Regionen jedoch nicht so stark vertreten.

Nach Darstellung des CouchSurfing-Gründers Casey Fenton haben die angeheuerten Datenbank-Administratoren zwei Fehler begangen. Einerseits sei es zu einem fatalen Festplatten-Crash gekommen. Zweitens sei das inkrementelle Backup nicht korrekt durchgeführt worden. Da dies gerade in der kritischen Phase eines Übergangs zwischen zwei verschiedenen Backup-Methoden passierte, seien zwölf zentrale Dateien unwiederbringlich verloren. Nach zwei Tagen ergebnisloser Rettungsversuche gab sich Fenton geschlagen.

Die darauf folgende Welle von Unterstützungsangeboten und Solidaritäts-Mails dürfte Fenton jedoch neuen Mut gemacht haben. Für viele User hat die Site einen höheren emotionalen Wert als andere soziale Online-Netzwerke. Denn CouchSurfing.com hat zu Tausenden realen Kontakten und vielen internationalen Freundschaften geführt. Glück im Unglück ist, dass Fenton seit Juni in kostenlos zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten im kanadischen Montreal mit seinen engsten Mitstreitern aus Österreich und den Vereinigten Staaten ("Couch Surfing Kollektiv") zusammen sitzt. Das Treffen war ursprünglich als dreimonatiger Programmier-Schnellkurs gedacht, der zu einer Verteilung dieser Arbeit auf mehrere Personen führen sollte. Nun wird in Montreal fast rund um die Uhr (Webcam) an CouchSurfing 2.0 gewerkt.

Wie das Nachfolgeprojekt aussehen wird, ist noch offen. Schon die Wiederherstellung der Grundfunktionen dürfte über eine Woche in Anspruch nehmen. Die bisherigen Nutzer werden gebeten, den Textteil ihrer Profile so weit wie möglich über den Google-Cache zu sichern. Nähere Informationen sollen bald veröffentlicht werden. Inzwischen wird der CouchSurfing-Community über ein Online-Board Zuversicht eingeflößt: "Das Couch-Surfing-Kollektiv ist stark, wir haben nicht aufgegeben." (Daniel AJ Sokolov) / (map)