Renaissance für Atomkraft in Europa

Atomkraft reloaded: An der finnischen Westküste ist der Grundstein für den ersten EPR-Atomreaktor gelegt worden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2153 Kommentare lesen
Lesezeit: 1 Min.

An der finnischen Westküste ist gestern der Grundstein für den ersten Neubau eines europäischen Atomkraftwerks seit der Tschernobyl-Katastrophe vor 19 Jahren gelegt worden. Der Reaktor Olkiluoto 3 soll 2009 mit einer Leistung von 1600 Megawatt ans Netz gehen -- er ist der erste Europäische Druckwasserreaktors (EPR).

Der von einem europäischen Konsortium entwickelte EPR ist ein Druckwassereaktor, der durch zusätzliche bauliche Maßnahmen sicherer als herkömmliche Atomkraftwerke sein soll. So steht unter dem Reaktorbehälter eine keramikverkleidete Wanne auf sechs Meter dickem Beton. Dieser so genannte Core Catcher soll im Fall einer Kernschmelze Uran, Stahl und Plutonium auffangen. Anschließend wird das Becken mit Wasser geflutet und gekühlt. Eine doppelte Betonhülle von je 1,3 Metern Dicke soll dafür sorgen, dass kein radioaktiver Dampf nach außen dringt -- und kein Flugzeug nach innen.

Michael Sailer vom Öko-Institut in Darmstadt hält jedoch auch einen schweren Unfall selbst bei der modernen EPR-Variante für "nicht ausgeschlossen". Die Erfahrung lehre, dass man bei der Abschätzung des Risikos immer einige Szenarien vergesse oder falsch berechne. Für die Baukosten hat der finnische Kraftwerksbetreiber TVO 3 Milliarden Euro veranschlagt. Finnlands Regierung begründet den Ausbau der Atomkraft mit dem Kyoto-Klimaprotokoll. (wst)

  • Bereits im Dezember 2003 hat Technology Review die Atomkraft-Renaissance analysiert: Atomkraft - Ja bitte?