ReplayTV: Comeback mit neuem Digital-Videorecorder

Obwohl Replay beim ersten Anlauf nur wenigen Kunden die Vorzügen des Personal Television nahebringen konnte, bietet das Unternehmen nun neue Recorder an.

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Von
  • Nico Jurran

Obwohl Replay beim ersten Anlauf nur wenigen Kunden die Vorzügen des Personal Television nahebringen konnte, bietet das Unternehmen nun neue Digital-Recorder an, mit denen man abhängig von der Ausstattungsstufe bis zu 320 Stunden Video aufzeichnen kann.

Eigentlich klingt die Idee gut: Das "Personal TV" will Fernsehzuschauer vom Diktat des vorgegebenen Programms befreien. Als Mittel dienen dabei digitale Videorecorder mit Funktionen wie Time-Shift, einer völlig auf die Vorlieben des Nutzers zugeschnitten elektronischen Programmzeitschrift und ein Service, der Lieblingsprogramme automatisch findet und aufnimmt. Als es der amerikanischen Firma Replay gelang, diese Idee in die Realität umzusetzen, sagten ihr viele Experten daher auch eine rosige Zukunft voraus.

Mitte 1999 fand das Unternehmen auch bei TV- und Filmriesen breite Unterstützung. Letztlich investierten etliche bekannte Firmen in das Unternehmen, darunter News Corp., Time Warner, Walt Disney Co., NBC, Showtime Networks, Universals damalige Mutterfirma Seagram Co., Sega Enterprises, EchoStar Communications, Tribune, Excite@Home und die Liberty Media Group.

Replay produzierte tatsächlich den digitalen Videorecoder ReplayTV, der je nach Ausstattung und gewählter Bildqualität 28 Stunden Video im MPEG-2-Format auf einer Festplatte speicherte und dank eingebautem MPEG-2-Encoder nicht nur Digital-, sondern auch Analogfernsehen aufnahm. Panasonic brachte in den USA eine eigene Version des ReplayTV unter der Bezeichnung "ShowStopper" auf den Markt.

Die Verkaufszahlen der digitaler Videorecoder beziehungsweise entsprechend ausgestatteter Settop-Boxen mit und ohne Internet-Anschluß blieb jedoch weit hinter den Erwartungen von ReplayTV und seinen Konkurrenten wie TiVo und EchoStar zurück. Nach inoffiziellen Schätzungen wurden in den USA bis heute weniger als 500.000 Geräte verkauft.

Im Dezember 2000 zog sich ReplayTV offiziell aus dem Endkundengeschäft zurück und gab bekannt, künftig nur noch Lizenzen an andere Hersteller vergeben zu wollen. Zwei Monate später wurde das Unternehmen für 120 Millionen US-Dollar an SonicBlue verkauft. Der Hersteller digitaler Audiogeräte dürfte in Deutschland vielen Nutzern vor allem durch seine Rio-MP3-Player bekannt sein.

Für morgen ist mit dem neuen digitalen Videorecorder nun das große ReplayTV-Comeback auf dem US-Markt geplant. Neben der besagten Möglichkeit, beim Spitzenmodell bis zu 320 Stunden Videos aufzuzeichnen, wurde an den sonstigen Funktionen kräftig "geschraubt": So überspringt das neue Modell Werbeblöcke bei der Wiedergabe einer Aufzeichnung automatisch und erlaubt es den Nutzern, Digitalfotos vom PC auf die Festplatte des Recorders zu übermitteln. Angeblich soll es bei Nutzung einer Breitbandverbindung sogar möglich sein, TV-Mitschnitte per E-Mail zu schicken. Offiziell bestätigt wurde dies jedoch noch nicht.

Die kleine Version mit 40 Stunden Aufnahmekapazität soll 699 US-Dollar kosten, für das größte Modell sind 1999 US-Dollar fällig. Zudem benötigt das Gerät ein Modem samt Telefonanschluß, um Programmdaten zu empfangen. SonicBlue hat indes angekündigt, weiterhin Lizenzen an andere Hersteller vergeben zu wollen. (nij)