Report zur planetaren Gesundheit: Bald sieben von neun Grenzen überschritten​

Die Erde hat sechs von neun planetarischen Grenzen bereits überschritten. Eine siebte Grenzüberschreitung steht laut Klimafolgenforschern unmittelbar bevor. ​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 59 Kommentare lesen

Die Auswirkungen der Versauerung der Meere sind in Arktis und Antarktis offenbar am stärksten spürbar.

(Bild: Michal Balada/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Kathrin Stoll

Am Dienstag wurden die Ergebnisse des ersten planetaren Gesundheitschecks, auch Planetary Health Check, kurz PHC, der Initiative Planetary Boundaries Science veröffentlicht. Der Bericht, der unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung erstellt wurde, veröffentlicht anhand der planetaren Grenzen gezogene Rückschlüsse auf den gesundheitlichen Zustand der Erde. Er verdeutlicht, dass und wie weit sechs von neun planetaren Grenzen bereits überschritten sind. Eine siebte Überschreitung definierter Schwellenwerte steht offenbar kurz bevor: Die Versauerung der Ozeane befindet sich kurz vor dem kritischen Schwellenwert.

Unter Versauerung versteht man das Sinken des pH-Werts der Meere. Ausgelöst wird das Sauerwerden durch die erhöhte Absorption von CO₂ aus der Atmosphäre. Die Versauerung schadet kalkbildenden Organismen wie Korallen, Plankton, Schnecken, Muscheln oder Seeigeln und bedroht das Nahrungsnetz der Meere. Hinzukommt, dass sie die CO₂-Aufnahmefähigkeit der Meere verringert. Am stärksten bemerkbar sind die Auswirkungen laut Report in Antarktis und Arktis.

Momentan ist der Grad der Versauerung zwar gerade noch im als sicher definierten Bereich, jedoch nähert sich der Indikator für die Versauerung, der Aragonit-Sättigungszustand laut Report dem kritischen Grenzwert. Neue Studien deuten demnach darauf hin, dass auch derzeitige Werte problematisch für maritime Organismen sein können, was eine Neubewertung der sicheren Grenze erforderlich mache.

Die neun Grenzen umreißen den sicheren Handlungsspielraum der Menschheit für einen stabilen und widerstandsfähigen Planeten. Sie beziehen sich auf neun kritische Erdsystemprozesse, die die lebenserhaltenden Systeme auf der Erde betreffen. Dazu gehören Klimawandel, Überladung mit neuartigen Substanzen, Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre, Aerosolbelastung der Atmosphäre, Versauerung der Ozeane, Störung der biogeochemischen Kreisläufe, Veränderung in Süßwassersystemen, Veränderung der Landnutzung und Veränderung in der Integrität der Biosphäre. Wird eine Grenze überschritten, steigt das Risiko, dass Kipppunkte überschritten werden, die Erde also in einem der Bereiche irreversibel geschädigt wird.

Schwellenwerte überschritten wurden bereits beim Klimawandel, der Einführung neuer Entitäten sowie der Veränderung der Integrität der Biosphäre und der biogeochemischen Flüsse. Alle vier Bereiche befinden sich schon heute in Hochrisikozonen. In geringerem Maß überschritten sind die Grenzen in den Bereichen Veränderung des Landsystems und des Süßwassers. Stabil blieb offenbar der Ozonabbau in der Stratosphäre. Laut des Reports gab es hier sogar eine geringfügige Verbesserung der atmosphärischen Aerosolbelastung.

(kst)