Unterseekabel "Iris" zwischen Irland und Island ist fertig
Die Datenleitung ist die erste in Irland ohne Verbindung zu Großbritannien oder Nordamerika. Sie soll das Risiko eines Ausfalls mehrerer Trassen reduzieren.
Die Arbeiten an einem Untersee-Telekommunikationskabel zwischen Irland und Island sind abgeschlossen. Dies teilten die beiden zuständigen Regierungen und der Betreiber, der isländische Telekommunikationsdienstleister Farice, mit. Die auf den Namen "Iris" getaufte Datenleitung verbindet Galway an der irischen Westküste mit der Hafenstadt Þorlákshöfn im Südwesten Islands. Von dort gibt es Verknüpfungen über weitere Seekabel nach Dänemark und Nordeuropa.
Unterwasser-Glasfaserkabel: Mehr Resilienz schaffen
Farice beauftragte SubCom, einen weltweit tätigen Anbieter von Unterwasser-Glasfaserkabelsystemen, mit der 2019 vereinbarten Iris-Installation. Die vorläufige Abnahme ist nun erfolgt und damit die letzte Phase vor der offiziellen Übergabe des Systems an den Betreiber eingeleitet. Die Leitung soll im ersten Quartal 2023 betriebsbereit sein. Sie ist dann das dritte Seekabel, das Island mit Europa verbindet.
Das Übertragungssystem soll so auch weitere Redundanz und zugleich Resilienz in den Telekommunikationsverbindungen schaffen. Die Verzögerungszeit (Latenz) wird laut Farice im Bereich von 10,5 Millisekunden (ms) zwischen Reykjavík und Dublin liegen. Zum Vergleich: Bei der "Mindestversorgung" über das Recht auf "schnelles" Internet hierzulande darf sie maximal 150 ms betragen.
Für Irland ist Iris Teil der Strategie, ein "Tor zu Europa" für Unterwasserkabel zu werden. Der EU-Mitgliedstaat sieht sich damit auf dem besten Weg, ein wichtiger internationaler Knotenpunkt für den Umschlag von Internetdaten zu werden.
Kabeltrassen aus vielen Richtungen
"Heute ist der erste Tag, an dem ein Unterseekabel in Irland angeschlossen wurde, das nicht mit Großbritannien oder Nordamerika verbunden ist", erklärte der für den Kommunikationsbereich zuständige irische Staatsminister Ossian Smyth am Freitag bei der Anlandezeremonie am Ballyloughane Beach in Galway. Solche Datenleitungen stellten auch die Infrastruktur für hunderttausende Beschäftigte in der IT- sowie der Pharmaindustrie auf der Insel bereit. Irland sei schon seit 1858 ein interkontinentaler Kommunikationsknotenpunkt, als das erste transatlantische Kabel zwischen London und New York durch irisches Gebiet verlegt worden sei.
Im Zusammenhang mit der Sicherheit kritischer Infrastrukturen in Europa ist die Vielfalt der Anlandestationen in Irland besonders vorteilhaft, betont die Regierung in Dublin. Die Kabeltrassen kämen hier aus mehreren Richtungen, was das Risiko eines gleichzeitigen Ausfalls minimiere.
Schutz kritischer Unterwasserinfrastrukturen
Große Datenleitungen seien Teil der neuen industriellen Revolution, "die eine hochwertige digitale Infrastruktur mit erneuerbaren Technologien, Infrastrukturen und Kompetenzen kombiniert", ergänzte Umwelt-, Klima- und Kommunikationsminister Eamon Ryan. Iris trage dazu, dass Irland sowohl im digitalen Bereich als auch beim Klimaschutz an der Spitze bleibt.
Zusammen mit den erneuerbaren Energiequellen Islands mache das neue Unterseekabel den Inselstaat "zu einer äußerst wettbewerbsfähigen Option für Rechenzentren, Anbieter von Cloud-Diensten und Hochleistungsrechnern", freute sich auch Áslaug Arna Sigurbjörnsdóttir, isländische Ministerin für Universitäten, Industrie und Innovation über den Brückenschlag im Atlantik. Die Verbindung schaffe für beide Länder neue Kooperationsmöglichkeiten in einer hoch verbundenen digitalen Welt.
Nach den Angriffen auf die Nord Stream-Pipelines in der Ostsee kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) Anfang Oktober einen mittlerweile vorgelegten Aktionsplan für den Schutz kritischer Unterwasserinfrastrukturen an, der auch Seekabel einschließt. Die Mitgliedsstaaten sollen demnach etwa Stresstests durchführen und die Reaktionsfähigkeit im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens erhöhen.
(tiw)