Restrukturierung belastet Novell-Bilanzen

Novell muss einen Netto-Verlust ausweisen; der Netzwerk- und Linux-Spezialist konnte aber seine Umsätze mit den Linux-Plattformen stark steigern.

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Von
  • Jürgen Kuri
Der Netzwerk-Spezialist Novell, nach der Übernahme von Ximian und Suse einer der wichtigen Mitspieler im Linux-Markt, rutscht in die roten Zahlen. Im vierten Quartal von Novells Geschäftsjahr kam ein Nettoverlust von 5 Millionen US-Dollar (1 Cent pro Aktie) zu Stande, im gleichen Quartal des Vorjahrs erzielte Novell noch einen Gewinn von 13 Millionen US-Dollar (3 Cents pro Aktie). Novell erklärte, ohne Sondereffekte, vor allem Restrukturierungskosten in Höhe von 38 Millionen US-Dollar, habe der Gewinn bei 33 Millionen US-Dollar (7 Cents pro Aktie) gelegen.
Nach der Ernennung von Ron Hovsepian zu Novells neuem Präsidenten und Chief Operating Officer hatte die Firma ein Restrukturierungsprogramm angekündigt: Es kostet rund 10 Prozent der Belegschaft den Arbeitsplatz; außerdem soll es die zentralen Wachstumsbereiche Linux sowie Identitätsmanagement in den Vordergrund rücken. Die bisherigen zentralen Bereiche des Novell-Geschäfts, NetWare und reine Directory-Services, spielen dagegen anscheinend nur noch eine untergeordnete Rolle – Novell weist sie in den Bilanzen und den Mitteilungen zu den Geschäftsergebnissen auch nicht mehr separat aus.
Dieser Umbau der Firma schlägt sich nun nach den Angaben von Novell erst einmal in den Gewinnen nieder – beziehungsweise ihrem Fehlen. Das Programm soll aber zu einer Reduzierung der jährlichen Kosten um 110 Millionen US-Dollar führen und die Profitabilität wieder herstellen. Derweil steig der Umsatz im vierten Quartal des Geschäftsjahrs im Jahresvergleich von 301 auf 320 Millionen US-Dollar.
Im gesamten Geschäftsjahr 2005 machte Novell einen Umsatz von 1,198 Milliarden US-Dollar und einen Netto-Gewinn von 378 Millionen US-Dollar. In diesem Gewinn enthalten ist eine Zahlung von 448 Millionen US-Dollar aus der außergerichtlichen Einigung im Wettbewerbsverfahren gegen Microsoft.
Mit den Linux-Plattformen erzielte Novell im vierten Quartal 2005 einen Umsatz von 61 Millionen US-Dollar, eine Steigerung im Jahresvergleich um 418 Prozent. Darin enthalten sind Umsätze in Höhe von 46 Millionen US-Dollar mit dem Open Enterprise Server, der mit einem Linux- oder einem Netware-Kernel betrieben werden kann. Andere Linux-Produkte brachten einen Umsatz von 15 Millionen US-Dollar; Abonnements für Suse Linux Enterprise Server konnte Novell insgesamt 65.000 verkaufen. Im Gesamtjahr 2005 machte Novell einen Umsatz von 148 Millionen US-Dollar mit Linux-Plattformen. Der Umsatz mit Identitätsmanagement-Produkten stieg im Quartal um 35 Prozent auf 84 Millionen US-Dollar, im Gesamtjahr betrug er 258 Millionen US-Dollar.
Für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2006 rechnet Novell mit einem Umsatz von 260 bis 270 Millionen US-Dollar, der Gewinn soll ohne Sonderausgaben bei 2 bis 3 Cent pro Aktie liegen. Für das Gesamtjahr 2006 rechnet Novell noch mit Belastungen von 40 bis 50 Millionen US-Dollar durch die Restrukturierung der Firma.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Novell in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils am 1. November)
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/03 260 Mio. –12 Mio.
2/03 276 Mio. –29 Mio.
3/03 * 282,8 Mio. –12,4 Mio.
4/03 ** 286,7 Mio. –109 Mio.
1/04 267 Mio. 10 Mio.
2/04 294 Mio. –15,4 Mio.
3/04 305 Mio. 23 Mio.
4/04 301 Mio. 13 Mio.
1/05 290 Mio. 10 Mio. (392 Mio. ***)
2/05 297 Mio. –15,7 Mio.
3/05 290,2 Mio. 2,2 Mio.
4/05 320,3 Mio. –5,04 Mio. (33 Mio. ****)
(* Im dritten Geschäftsquartal 2003 übernahm Novell den Linux-Softwarehersteller Ximian.)
(** Im vierten Geschäftsquartal 2003 übernahm Novell den deutschen Linux-Distributor Suse.)
(*** unter Einbeziehung von Einnahmen aus dem Vergleich mit Microsoft)
(**** unter Ausschluss von Restrukturierungskosten in Höhe von 37,951 Millionen US-Dollar)