Rettung für Micrologica in Sicht

Die Software-Firma Micrologica aus Bargteheide kann möglicherweise durch eine Teilung und Übernahme gerettet werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Egbert Meyer

Die stark angeschlagene Software-Firma Micrologica aus Bargteheide kann möglicherweise gerettet werden. Der Kernbereich des Unternehmens wird von dem Frankfurter Telekommunikations-Dienstleister Tenovis übernommen, der Rest bleibt als Kleinunternehmen am Neuen Markt notiert, teilte das Unternehmen heute mit. Das Amtsgericht habe das Insolvenzverfahren eröffnet und den Hamburger Rechtsanwalt Berthold Brinkmann zum Insolvenzverwalter bestellt. Ein vorläufiger Gläubigerausschuss mit Vertretern der Arbeitnehmer, des Arbeitsamtes, der Lieferanten und sonstiger Gläubiger habe seine Arbeit aufgenommen.

Von den noch knapp 120 Mitarbeitern der Micrologica können weniger als 90 ihren Arbeitsplatz behalten, 30 werden ihn verlieren. Tenovis will mit dem Kerngeschäft, der Software für Call-Center, auch 75 Beschäftigte übernehmen. Weitere 12 Angestellte sollen bei der Restfirma bleiben, die Service-Dienstleistungen für den Pharma-Großhandel anbietet und dem Vernehmen nach profitabel arbeitet.

Micrologica sei mittlerweile nicht nur illiquide, sondern auch überschuldet, heißt es in der Mitteilung weiter. Wie dem Unternehmen neues Kapital zugeführt werden soll, konnte eine Sprecherin nicht sagen. Entscheidend sei nun die Arbeit des Insolvenzverwalters und des Gläubigerausschusses, der dem Kaufvertrag mit Tenovis zustimmen muss.

Der Ausverkauf an Tenovis ist das vorläufig letzte Kapitel einer Unternehmensgeschichte, die als Erfolgsstory begann und als Desaster endete. Die Software-Schmiede aus Schleswig-Holstein war bereits 1998 an den Neuen Markt gegangen und hatte innerhalb von vier Monaten ihren Ausgabenkurs verfünffacht. Zu Beginn des Jahres 1999 kletterte der Kurs auf mehr als 130 Euro. Doch Fehlschläge bei der geplanten Expansion auf neue Märkte, häufige Wechsel im Management und hohe Verluste führten innerhalb von nur zwei Jahren an den Rand des Ruins. Seit dem Beginn der Krise vor zwei Monaten ist der Kurs der Aktie auf weniger als einen Euro gefallen. Für die meisten Anleger bedeutet das praktisch Totalverlust. (em)