Richtig kündigen:​ Sieben Tipps für eine saubere Trennung​ ​

Der erste Eindruck ist entscheidend, aber der letzte bleibt. Darauf sollten Vorgesetzte und Angestellte beim Kündigungsgespräch achten, rät ein Personalberater.

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Ein Mann packt Schreibuntensilien in eine Schachtel

(Bild: YAKOBCHUK VIACHESLAV/Shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Peter Ilg
Inhaltsverzeichnis

Felix Hagemann ist Senior Consultant für IT-Positionen bei einer Personalberatung. Er vermittelt Fach- und Führungskräfte und bereitet Bewerber auf ihre Kündigungen vor. Sein wichtigster Tipp: Der Kündigungsgrund sollte für die Führungskraft nicht überraschend kommen, sondern durch bereits geführte Vorgespräche bekannt sein. Dann ist kündigen nur noch eine Formsache. Hagemann gibt sieben Tipps für einen sauberen Abgang.

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Wer kündigt, hat aus seiner Sicht mindestens einen guten Grund dafür. Den kann der Mitarbeitende bei der Kündigung auch nennen, falls die Führungskraft nachfragt. Am besten ist es, sich vor dem Gespräch zu überlegen, wie die Kündigung formuliert wird. Ratsam ist auch, sich Gedanken darüber zu machen, welche Fragen noch kommen können und welche Antworten es darauf gibt.

Wichtig ist, die Kündigungsfrist zu kennen, um zu einem bestimmten Termin aus dem Unternehmen ausscheiden zu können. Das Kündigungsschreiben muss vorbereitet und ausgedruckt zum Termin mit der Führungskraft in der Tasche stecken, um es zu übergeben. Bevor man kündigt, sollte der neue Arbeitsvertrag unterschrieben sein. Damit ist ausgeschlossen, ohne Job dazustehen, weil der neue Arbeitgeber einen unerwarteten Rückzieher macht.

Gekündigt wird bei der direkten Führungskraft in einem persönlichen Gespräch zu einem passenden Zeitpunkt. Also nicht zwischen Tür und Angel bei einer zufälligen Begegnung mit der Führungskraft. Sie ist auch die erste Person, die vom Austritt erfährt. Regelmäßig stattfindende Jour-Fix-Termine mit dem Vorgesetzten sind ein angemessener Zeitpunkt. Falls solche nicht üblich sind, kann in den Kalender der Führungskraft geschaut und ein Gesprächstermin eingestellt werden. Dann ist Zeit geblockt für ein ungestörtes Gespräch.

Nach der Führungskraft muss die Personalabteilung informiert werden. Wer das übernimmt – der Vorgesetzte oder der Mitarbeiter selbst – wird mit der Führungskraft vereinbart. Dann folgen die Kolleginnen und Kollegen, und zwar auch in einem persönlichen Gespräch. Kündigungen sollten sich nicht über den Flurfunk verbreiten, weil dann die Gefahr besteht, dass falsche Informationen in Umlauf kommen. Auch wer die Information im Kreis der Beschäftigten übernimmt, bespricht man am besten mit der Führungskraft.

Hier gilt: Nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern möglichst rasch auf den Punkt kommen. Ein Grund für das Ausscheiden muss nicht genannt werden. Wer ihn dennoch angibt, kann dadurch Verständnis erreichen. Bestenfalls ist der Grund für die Kündigung keine Überraschung für die Führungskraft. Ob es das Gehalt ist, die Karriere oder Unzufriedenheit mit einer Situation: Darüber sollte man mit der Führungskraft bereits gesprochen haben, bevor man sich eine andere Stelle sucht.

Falls dem so ist, kann der Anlass für den Austritt ruhig nochmal genannt werden, auch, um der Führungskraft positives Feedback zu geben. So kann diese reagieren, um ihre anderen Angestellten in der Firma zu halten. Eine Rückmeldung hilft der Führungskraft außerdem bei der Nachbesetzung der Stelle.

Kritik ist ein Teil des konstruktiven Feedbacks und durchaus angebracht. Man darf also ruhig sagen, dass man geht, weil es nicht mehr Geld gegeben hat, man nicht befördert wurde oder das Sabbatical nicht genehmigt wurde. Die Führungskraft hatte ihre Chance zu reagieren.

Falls die Führungskraft im Kündigungsgespräch überraschend ein Angebot macht, muss man sich die Frage stellen: "„Warum wird mir etwa ein Aufstieg angeboten, wenn ich kündige, was zuvor aber verweigert wurde?" Andererseits sollte sich die Führungskraft im Klaren darüber sein, was sie mit einem solchen Angebot in dieser Situation bei den anderen Mitarbeitenden auslösen kann. So könnte Kündigen künftig als Druckmittel eingesetzt werden, um die eigenen Wünsche durchzusetzen.

Dass Führungskräfte in solchen Situationen Angebote machen, ist nachvollziehbar: Wenn sie angenommen werden, sparen sie sich den Aufwand und das Geld für die Nachbesetzung, und das Geschäft läuft weiter wie gehabt.

Das Auftreten beim Vorgesetzten sollte konsequent und entschlossen sein, denn schließlich hat man sich aus einem triftigen Anlass eine neue Stelle gesucht und einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Damit sind die Würfel gefallen.

Negative Emotionen sollte man nicht zulassen, damit es nicht zum Streitgespräch kommt. Denn das bringt keiner Seite etwas. Dass es emotional wird, ist aber durchaus möglich. Schließlich verbringt man viel Zeit im Büro, da entstehen Freundschaften, die man nicht so leicht aufgibt. Wenn man aber nach der Kündigung gleich lösungsorientiert vorgeht und vorschlägt, wer aus dem Kollegenkreis welche Projekte übernehmen kann, kommt es höchstwahrscheinlich nicht zu einem Angebot zu bleiben, weil ein solcher Vorschlag die Entschlossenheit zeigt.

Wer sich nicht auf das Kündigungsgespräch vorbereitet, kann schnell ins Straucheln kommen, etwa bei Angeboten, die vorher abgelehnt wurden. Falls nicht die notwendige Reihenfolge der Information über den Austritt eingehalten wurde und der Flurfunk schneller war als man selbst, kann dies dazu führen, dass man sich berechtigte Kritik von der Führungskraft beim Kündigen anhören muss. Das schwächt die eigene Position im Gespräch und sorgt von Beginn an für eine miese Stimmung. Besser ist immer, stets professionell zu handeln, auch wenn die Führungskraft negativ reagiert. Darauf muss man gefasst sein und darf sich keinesfalls auf eine emotionale Diskussion einlassen.

Professionell bleiben ist wichtig, um keine verbrannte Erde zu hinterlassen. Hagemann sieht in manchen Lebensläufen, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein zweites Mal zusammenkommen. Es können aber auch Lieferanten- oder Kundenbeziehungen im neuen Job zum alten Arbeitgeber aufkommen. Deshalb sind ein guter Abschluss bei den Führungskräften, Kolleginnen und Kollegen, der Personalabteilung und externen Kontakten sowie eine saubere Übergabe der Projekte unbedingt zu empfehlen.

Mit der Führungskraft kann im Kündigungsgespräch geklärt werden, wer im Kollegenkreis welche Projekte übernimmt und wer Kunden und Lieferanten über die Personaländerung informiert. Gegen eine Abschiedsfeier spricht meistens nichts. Das sollte man aber davon abhängig machen, wie die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen ist. Gute Häppchen verbessern kein mieses Arbeitsklima. Und Vorsicht: Abschiedsfeiern bergen ein großes Potenzial für Emotionen. Deshalb ist auch beim Abschied in lockerer Runde strikte Professionalität zu wahren.

(axk)