Riesenteleskop ELT: Aktuelles Satellitenbild zeigt Fortschritt der Bauarbeiten

Ein hochauflösendes Satellitenbild verdeutlicht, wie schnell die Bauarbeiten am Extremely Large Telescope vorankommen. Es zeigt auch die eindrückliche Umgebung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 84 Kommentare lesen

(Bild: Airbus DS 2023)

Lesezeit: 3 Min.

In der chilenischen Atacama-Wüste wächst das europäische Riesenteleskop ELT in die Höhe und die Fortschritte sind sogar aus dem Weltraum zu sehen. Das zeigt eine aktuelle Aufnahme der Erdbeobachtungssatelliten Pléiades Neo von Airbus. Deutlich zu erkennen ist darauf, dass die große Struktur, die einmal die gewaltige Kuppel des weltgrößten optischen Observatoriums tragen soll, weitestgehend abgeschlossen ist. Beim Vergleich mit einer Aufnahme aus dem Sommer 2022 sind außerdem deutlich die Fortschritte zu erkennen, die seitdem gemacht wurden. Zoomt man heraus, wird obendrein sichtbar, in was für einer unwirklichen Gegend die Bauarbeiten stattfinden.

Satellitenbilder der Bauarbeiten am ELT (10 Bilder)

Aktuelle Satellitenaufnahme der Baustelle und der Umgebung vom 6. Januar 2023
(Bild: Airbus DS 2023)

Die Fundamente des gigantischen Instruments waren Anfang 2022 fertig, allein dafür wurden fast 9000 m³ Beton verbaut. Seit einem Jahr entsteht darauf die ringförmige Struktur, auf der einmal die Kuppel befestigt wird. Darin werden die verschiedenen Systeme für Elektrik, Hydraulik und die Klimaanlage untergebracht, hat die dafür verantwortliche Europäische Südsternwarte erklärt. Alles zusammen ruht demnach auf gigantischen Stoßdämpfern, die das Gebäude vor stärkeren Erdbeben und anderen Erschütterungen schützen soll. Auf den Satellitenbildern sind die großen Kräne zu sehen, die für die Arbeiten benötigt werden. Die sind auch auf dem Boden aus großen Distanzen zu erkennen, der größte ist 120 m hoch.

Errichtet wird das Riesenteleskop auf dem Gipfel des Cerro Armazones in der Atacama-Wüste. Der etwas über 3000 m hohe Berg liegt etwa 100 km südlich von Antofagasta und nur 35 km vom Pazifischen Ozean entfernt. Vor Beginn der Bauarbeiten wurde sein Gipfel abgetragen, die dabei entstandene, ebene Fläche und der Abraum sind auf den Satellitenbildern ebenfalls deutlich zu sehen. Inzwischen führt eine asphaltierte Straße auf den Berg, zu sehen ist aus dem All auch das am Berghang liegende Lager für die Arbeitskräfte. Daneben befanden sich mit dem Hexapod-Teleskop und Observatorium Cerro Armazones auch zwei weitere Observatorien. Alle profitierten von den äußerst günstigen Beobachtungsbedingungen.

Der Standort in der trockenen Wüste an der Südwestküste Südamerikas war unter mehreren Favoriten ausgesucht worden. Neben anderen Gipfeln in Chile war auch überlegt worden, das Riesenteleskop auf der Kanareninsel La Palma zu errichten. Der Cerro Armazones wurde dann ausgewählt, weil die Bedingungen für astronomische Bedingungen dort ideal sind, unter anderem gibt es 320 klare Nächte pro Jahre und in der chilenischen Einöde besonders wenig störende Lichtverschmutzung. Außerdem ist das Paranal-Observatorium der Europäischen Südsternwarte nur wenige Dutzend Kilometer entfernt. Die Erdarbeiten am ELT waren dann 2018 begonnen worden, wegen der Coronapandemie kam es dann aber zu Verzögerungen und statt 2024 soll es nun 2027 die Forschungsarbeit aufnehmen.

ELT-Standort Cerro Armazones (7 Bilder)

Luftaufnahme des Cerro Armazones lange vor Beginn der Bauarbeiten
(Bild: G. Hüdepohl (atacamaphoto.com)/ESO)

Das fertige Observatorium wird etwa 80 m hoch sein. Der gigantische Hauptspiegel des Teleskops mit einem Durchmesser von fast 40 Metern wird – wie der des Weltraumteleskops James Webb (JWST) – aus sechseckigen Segmenten zusammengesetzt. Während es beim JWST aber 18 sind, kommt der Hauptspiegel des ELT auf 798, jedes einzelne anderthalb Meter groß und 250 Kilogramm schwer. Einmal fertig wird das Observatorium das mit Abstand größte optische Teleskop der Welt sein. Von vergleichbarer Größe soll lediglich das Thirty Meter Telescope sein, das auf Hawaii errichtet werden soll. Der Beginn der Bauarbeiten verzögert sich dort aber schon seit Jahren wegen eines Streits über die Nutzung des Standorts.

(mho)