Riskantes Chip-Geschäft: Der nächste Schweinezyklus kommt bestimmt

Kaum ein Geschäft ist so zyklisch und so riskant wie die Produktion von Speicherchips. Infineon hat sich trotzdem entschieden, am Geschäft mit Speicherchips und an der eigenen DRAM-Sparte festzuhalten.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Kaum ein Geschäft ist so zyklisch und so riskant wie die Produktion von Speicherchips. Im Aufschwung machen die Halbleiter-Konzerne Milliardengewinne, im Abschwung wegen des Preisverfalls und der Überkapazitäten drastische Verluste. Aus diesem Grund hat Infineon eine Abspaltung seiner DRAM-Sparte geprüft. Jetzt hat sich der Konzern entschieden, an den Speicherchips festzuhalten. "Wir bekennen uns klar zum Speichergeschäft", verkündete der DRAM- Finanzvorstand Michael Majerus am Dienstag in Porto. Schon heute aber ist auch für ihn gewiss: Der nächste Schweinezyklus kommt bestimmt.

Analysten sehen die Entscheidung mit gemischten Gefühlen. "Ich halte den DRAM-Anteil bei Infineon einfach für zu groß", sagt der Infineon-Spezialist einer Großbank. Immerhin entfallen rund 40 Prozent der Infineon-Umsätze auf den riskanten Speicherbereich. Ist der Druck auf die DRAM-Preise groß, nütze es dem Konzern auch nicht viel, wenn zum Beispiel das Geschäft mit der Automobilelektronik gut laufe. Das Ergebnis des Konzerns werde noch immer größtenteils von den Speicherchips und ihren volatilen Marktpreisen diktiert. Für Anleger, die auf Kontinuität hoffen, kein beruhigendes Gefühl.

Aufzuhalten ist der Schweinezyklus in der Branche nicht. Man könne nur investieren, wenn das Geld da ist, sagte Infineon-Vorstand Peter Bauer kürzlich. Antizyklisches Verhalten sei daher nicht möglich. Als Folge bauen derzeit die Konzerne angesichts der steigenden Nachfrage massiv Kapazitäten auf. So kündigte Infineon an, eine Milliarde Dollar in sein US-Werk in Richmond zu investieren. Das Speicherwerk in Porto wird derzeit für insgesamt 230 Millionen Euro erweitert. Der japanische Elpida-Konzern will in den nächsten Jahren sogar bis zu 4,5 Milliarden Dollar für ein neues Speicherchipwerk ausgeben.

Bis all diese Kapazitäten aber genutzt werden können, hat der nächste Abschwung wohl schon wieder begonnen. Majerus zitierte Studien, denen zufolge der DRAM-Umsatz weltweit in diesem Jahr zwar stark und im nächsten Jahr noch einmal etwas schwächer ansteigen wird. 2006 werde der Markt den Prognosen zufolge aber von knapp 30 auf etwa 20 Milliarden Dollar einbrechen. Derzeit herrscht in der Branche eitel Sonnenschein. Die Nachfrage nach DRAM-Speicherchips werde vor allem angetrieben von der höheren Nachfrage nach Firmen-Computern, berichten die Experten von Goldman Sachs. Ende 2004 könnten die Chips daher knapp werden. Auch im kommenden Jahr seien wegen der steigenden Nachfrage kaum Überkapazitäten zu befürchten.

Majerus verweist auf die Synergien, die es zwischen dem Speicher- und dem Logikbereich gibt. Die Produktivität im Speichergeschäft sei wegen des Preisdrucks höher. Als Folge profitiere der Logikbereich von den Entwicklungen bei den Speichern. Zum Beispiel könne das alte Produktionsequipment zur Herstellung von Logikchips weiter benutzt werden, wenn es in der Speicherbranche schon veraltet ist. Allerdings hätte Infineon auch bei einer Abspaltung der DRAM- Sparte auf die Synergien nicht unbedingt verzichten müssen, meint ein Branchenexperte. "Das wäre auch über eine Partnerschaft gegangen." Die Diskussion über eine Aufspaltung hat bei Infineon aber für Unruhe gesorgt. Um die Kunden zu beruhigen, gab der Konzern nun ein klares Bekenntnis zum DRAM-Geschäft ab, noch bevor der neue Konzernchef Wolfgang Ziebart sein Amt im September antritt. In die Entscheidung war er dem Vernehmen nach aber bereits mit einbezogen. (Axel Höpner, dpa) / (jk)