Cebit

Rivalitäten der Zukunft auf der CeBIT

Das Verschmelzen von Branchen und Gerätearten verändert die IT-Landschaft. Der Aufbruch zu neuen Ufern löst Konflikte zwischen den Akteuren aus, etwa zwischen Handy-Herstellern und Netzbetreibern, die sich um lukrative Dienste balgen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • Martin Murphy
  • dpa

Die diesjährige Computermesse CeBIT fällt in eine Zeit gewaltigen Wandels. Das Verschmelzen von Branchen und Gerätearten, über das so lange gesprochen wurde, wird nicht nur zur Realität, sondern lässt auch neue Rivalitäten aufbrechen. Der IT-Wettbewerb der Zukunft ist branchenübergreifend und wird von Giganten beherrscht. Wie gut die weltgrößte Computermesse in Hannover mit ihrer "Rückbesinnung auf die Wurzeln" als Schaufenster von Lösungen für Unternehmen diese Veränderungen abbilden kann, bleibt abzuwarten.

Keine drei Wochen vor der CeBIT trat auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ein Konflikt mit Symbolkraft hervor. Nokia, der weltgrößte Handy-Hersteller mit einem Marktanteil von 40 Prozent, stellte sein Netzportal Ovi mit Navigations- und Internet-Diensten sowie einer Plattform für den Verkauf von Musik und Spielen vor. Der Zorn von T-Mobile-Chef Hamid Akhavan folgte sofort. "Uns gefällt das nicht", sagte der Manager von Europas größtem Telekomkonzern ohne viel Diplomatie. Die Finnen wildern aus seiner Sicht im Revier der Telekomfirmen. Ovi-taugliche Handys werde es im T-Mobile-Regal erst nach einer Einigung mit Nokia geben, drohte Akhavan.

Das Beispiel Nokia zeigt den Wandel der Branche. "Von einem Geräteproduzenten entwickelt sich das Unternehmen zu einem Softwarekonzern", sagt ein Mobilfunkmanager. Der Schritt ist lebenswichtig, denn Handys zusammenschrauben können viele, komplizierte Anwendungen entwickeln und an den Kunden bringen nur wenige. Mit seinem Transformationsprozess ist Nokia spät dran, denn der Marktführer muss sich an einem Neuling orientieren. Der einstige Computer-Konzern Apple demonstriert mit seinem Erstlingswerk iPhone, wie die Welten von Telefon und Computer zusammenwachsen. Auf der Messe in Barcelona war Apple zwar nicht, dafür schwärmte so mancher Handy-Manager, dass die Geräte aus dem eigenen Haus schon fast so benutzerfreundlich seien wie das iPhone.

Auch wenn die CeBIT für die Handy-Hersteller an Bedeutung verloren hat, wirbt Motorola-Deutschlandchef Ralf Gerbershagen für die Messe: Deutschland brauche ein Fenster wie die CeBIT. Auch Telekom-Manager Philipp Humm sieht die Messe in Hannover als ideales Forum, um Vertriebspartner und Kunden zu treffen. Der Branchenwandel geht an dem Bonner Konzern nicht vorbei. Längst ist die Telekom angetreten, auch die Wohnzimmer zu erobern. Über ihre schnellen Datenautobahnen überträgt das Unternehmen Fernsehbilder und interaktive Anwendungen auf die TV-Geräte ihrer Kunden.

Zum Schlachtfeld der Zukunft entwickelt sich das Internet, da alle Arten von Daten - auch Telefongespräche oder Videobilder - zunehmend über das Internet-Protokoll verschickt werden. Software zum Beispiel von Adobe oder Google ist zudem gerade dabei, die Grenze zwischen Programmen und Daten auf den Geräten und im Netz zu verwischen.

Wieviel im weltweiten Netz auf dem Spiel steht, zeigt das feindliche Übernahmeangebot von Microsoft für den Internetkonzern Yahoo. Knapp 45 Milliarden US-Dollar legte der Windows-Riese für den Anbieter von Internetsuche und Web-2.0-Diensten auf den Tisch – und möglicherweise wird es noch mehr. Mit der Akquisition will Microsoft den großen Internet-Rivalen Google angreifen. Denn der Suchmaschinen-Spezialist wird mit seinen kostenlosen Softwareangeboten und dem Handy-Betriebssystem Android zu einem immer gefährlicheren Rivalen für Microsoft. Auf der CeBIT wird in jedem Fall Microsoft-Chef Steve Ballmer diesem Konflikt ein Gesicht geben und zugleich für etwas Glamour auf dem Messegelände in Hannover sorgen. (Andrej Sokolow, dpa und Martin Murphy, dpa-AFX) / (uma)